Trotz der psychischen Belastung der Menschen in der Pandemie ist die Zahl der Suizide in Deutschland in den beiden Coronajahren nicht gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universitätsmedizin Leipzig, des Uniklinikums Ulm und der Universität Wien nach der Auswertung der Daten von rund elf Millionen Einwohnern in Sachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, wie die Universität Leipzig am Montag mitteilte.
Die Forschenden analysierten Daten von Anfang 2017 bis Ende 2021, um die Zeiträume vor und während der Pandemie miteinander vergleichen zu können. Insbesondere eine generelle Zunahme der Suizide älterer Menschen im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie, zum Beispiel aus Vereinsamung aufgrund von Kontaktbeschränkungen, ließ sich demnach nicht nachweisen. Bei den Kindern und Jugendlichen zeigte sich laut Datenauswertung analog zu Befunden aus Großbritannien ebenfalls keine erhöhte Suizidrate.
Bei den Männern sank die Gesamtzahl der Suizide von 2020 bis 2021 im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 der Studie zufolge leicht, bei den Frauen war ein leichter Anstieg zu verzeichnen. In beiden Fällen war die Änderung nach Angaben der Experten jedoch nicht signifikant.
Nach Altersgruppen zeigte sich jedoch eine signifikante Abnahme der Suizide bei den Männern zwischen 81 und 90 Jahren und ein signifikanter Anstieg für die über 90-Jährigen. In der Gruppe der Männer im hohen Lebensalter liege aber ohnehin ein hohes Suizidrisiko vor, erklärten die Wissenschaftler.
Die Ergebnisse wurden im “Deutschen Ärzteblatt” veröffentlicht. Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass wirtschaftliche Krisen, Epidemien oder andere Bedrohungsszenarien die Suizidraten beeinflussen. Im Zusammenhang mit der Coronapandemie wurde daher eine Zunahme von Suiziden befürchtet.
Quelle: AFP