Überschattet von gewaltsamen Attacken haben die Menschen auf den Philippinen einen neuen Präsidenten gewählt. Auf der Insel Mindanao eröffneten Angreifer am Montag das Feuer auf eine Schule, die als Wahllokal diente. Dabei wurden der Polizei zufolge drei Wachmänner getötet und ein vierter verletzt. Bei einer weiteren Attacke mit einer Granate wurden auf der Insel neun Menschen verletzt.
Die Wahllokale auf den Philippinen schließen um 19.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MESZ). Fast 40 Jahre nach der Absetzung seines Vaters und der Vertreibung der Familie ins Exil gilt Diktaktoren-Sohn Ferdinand Marcos Junior als Favorit für die Nachfolge des umstrittenen Präsidenten Rodrigo Duterte. Bevor Marcos Junior in einer Grundschule in der nördlichen Stadt Batac an der Seite seiner Familie seine Stimme abgab, wurde das Gebäude von Bombenspürhunden durchkämmt.
Insgesamt standen zehn Kandidaten zur Wahl, doch nur die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo und Marcos Junior haben realistische Chancen. In jüngsten Umfragen lag der 64-jährige Marcos bei 56 Prozent und damit deutlich vor seiner Rivalin. Robredo gab ihre Stimme in einer Schule in der zentralen Provinz Camarines Sur ab, wo sie von Anhängern bejubelt wurde.
Bereits vor Sonnenaufgang standen Menschen vor Grundschulen und anderen Wahllokalen auf dem Archipel Schlange, um ihre Stimme abzugeben. “Die langen Schlangen sind großartig. Die Philippiner wollten gehört werden, und zwar laut”, sagte George Garcia von der Wahlkommission. Es wird erwartet, dass die Wahlbeteiligung unter den mehr als 65 Millionen stimmberechtigten Philippinern hoch sein wird.
Mehr als 60.000 Sicherheitskräfte waren am Montag zum Schutz der Stimmzettel und Wahlhelfer im Einsatz. Neben dem Staatsoberhaupt wurden auch tausende lokale Posten neu gewählt.
Wenige Stunden vor Beginn der Abstimmungen wurden in der Unruheprovinz Maguindanao auf Mindanao zwei Wahllokale mit Granaten angegriffen. Während einer der Angriffe ohne Opfer blieb, wurden beim anderen nach Behördenangaben neun Menschen verletzt. Demnach handelte es sich um die Bewohner weit entfernter Bergdörfer, die für die Abstimmung extra stundenlang in die nächstgelegene Stadt gelaufen waren.
Die Tochter des amtierenden Präsidenten und Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Sara Duterte, sagte, sie hoffe, dass die Wähler durch die Gewalt nicht “entrechtet” würden. Marcos Junior hatte jüngst vor Wahlmanipulation gewarnt – seine Anhänger sollten einen “erneuten Diebstahl der Wahl” verhindern.
Auf Mindanao im Süden des Archipels gibt es zahlreiche bewaffnete Gruppen, die von kommunistischen Aufständischen bis hin zu militanten Islamisten reichen. Bei Wahlen kommt es regelmäßig zu tödlichen Anschlägen. Der diesjährige Wahlkampf war allerdings vergleichsweise ruhig. Nach Angaben der Polizei gab es seit dem 9. Januar bis Sonntag nur 16 “bestätigte Vorfälle im Zusammenhang mit den Wahlen”, darunter vier Schusswaffenangriffe. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 waren es 133 Vorfälle.
Quelle: AFP