Die traditionellen Demonstrationen zum 1. Mai sind in Paris und Istanbul von Gewalt überschattet worden. In der französischen Hauptstadt kam es am Sonntag zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und jugendlichen Protest-Teilnehmern. In Istanbul wurden mehr als 160 Demonstranten festgenommen. Sie hatten sich trotz eines Demonstrationsverbots rund um den zentralen Taksim-Platz versammelt.
In Paris begann eine Gruppe schwarzgekleideter und maskierter Demonstranten bereits kurz nach Beginn des Protestzugs am Sonntagnachmittag, Schaufenster einzuwerfen und Gegenstände auf Polizisten zu werfen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Polizei setzte daraufhin Tränengas ein.
Rund 20 Geschäfte, darunter McDonald’s-Filialen und Banken, wurden beschädigt, ein Auto wurde aufgebrochen. Einige Demonstranten versuchten Barrikaden zu errichten und zündeten auf der Straße Paletten an.
Zu Zwischenfällen kam es auch bei einer Demonstration in Nantes. Die Polizei habe angesichts von Aktionen ultralinker Aktivisten eingegriffen, teilte die Präfektur mit. Ein AFP-Fotograf berichtete von eingeschlagenen Scheiben von Immobilienfirmen.
Zum Tag der Arbeit fanden in Frankreich am Sonntag landesweit Demonstrationen statt, zu denen die Gewerkschaften aufgerufen hatten. Im Mittelpunkt standen Forderungen nach höheren Löhnen sowie einer sozialeren und ökologischeren Ausrichtung der Politik. Nach Angaben des Gewerkschaftsbunds CGT beteiligten sich an den rund 250 Kundgebungen in ganz Frankreich mehr als 210.000 Menschen. Das Innenministerium sprach von landesweit 116.500 Teilnehmern.
In der türkischen Metropole Istanbul kam es am Sonntag zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Teilnehmern einer nicht genehmigten Demonstration. 164 Demonstranten wurden nach Behördenangaben festgenommen. Die Menschen hätten sich ungeachtet des im Vorfeld verhängten Demonstrationsverbots “illegal versammelt”. Auf Bildern der Nachrichtenagentur AFP ist zu sehen, wie Einsatzkräfte in der Nähe des Taksim-Platzes gewaltsam gegen Demonstranten vorgehen und Menschen teilweise wegschleifen.
Der für seine regierungskritischen Proteste bekannte Taksim war von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften abgeriegelt worden. Als Menschen trotzdem versuchten, dorthin zu gelangen, gingen die Einsatzkräfte gewaltsam gegen sie vor. Auf dem Taksim-Platz waren bei einer Versammlung am 1. Mai 1977 mehr als 30 Menschen getötet worden, für die damaligen Schüsse auf die Demonstranten wurden radikale Nationalisten verantwortlich gemacht.
Auch in anderen europäischen Ländern versammelten sich tausende Demonstranten zu Kundgebungen. In Turin lieferten sich Demonstranten und Polizisten Auseinandersetzungen, während eine Kundgebung in London weitgehend störungsfrei verlief. In Madrid und Athen nahmen jeweils rund 10.000 Menschen an Kundgebungen zum 1. Mai teil.
Quelle: AFP