Nach dem Bootsunglück im Norden Japans haben die Behörden zehn Todesopfer bestätigt. Nach 16 Vermissten werde weiterhin gesucht, erklärte die Küstenwache am Sonntag. Zuvor hatten die Behörden von neun Opfern gesprochen. Diese waren demnach zum Großteil nicht ansprechbar gewesen, nachdem sie erst Stunden nach dem Unglück bei eisigen Temperaturen gefunden worden waren.
Das in Seenot geratene Ausflugsboot “Kazu 1” hatte nach Angaben der Behörden am Samstagmittag (Ortszeit) einen Notruf abgesetzt. Das Boot befand sich demnach zu dem Zeitpunkt nahe der Halbinsel Shiretoko im Norden der Insel Hokkaido. An Bord waren zwei Crew-Mitglieder und 24 Passagiere, darunter zwei Kinder. Alle trugen den Angaben zufolge Schwimmwesten.
Die Suche nach den restlichen Passagieren wurde am Sonntag fortgesetzt – ohne große Hoffnung, sie bei den derzeit eisigen Temperaturen lebend zu finden. Einheiten verschiedener Rettungsteams hätten die bisher gefundenen Opfer von der Luft aus im Wasser oder in steinigen Küstengebieten entdeckt, teilten die Behörden mit. Sie seien in Krankenhäuser gebracht worden. Erst später wurden sie für tot erklärt.
Die japanischen Behörden lassen sich mit der Bestätigung von Todesfällen bei Unfällen und Naturkatastrophen oft Zeit, da die Todesfälle von einem offiziellen Gerichtsmediziner bestätigt werden müssen. In der Regel werden die Leichen identifiziert und die nächsten Angehörigen benachrichtigt, bevor die Informationen veröffentlicht werden.
Die Tour sei trotz starken Winds und Wellengangs fortgesetzt worden, erklärten die Behörden. Berichten zufolge waren sogar einige örtliche Fischerboote an die Küste zurückgekehrt, um die sich verschlechternden Bedingungen zu vermeiden.
Die Shiretoko-Halbinsel liegt an der nordöstlichen Spitze von Hokkaido. Die Temperaturen sind dort derzeit eisig. Sie bewegen sich nach Angaben örtlicher Medien tagsüber zwischen zwei und drei Grad und pendeln nachts um den Gefrierpunkt.
Von der Küstenwache veröffentlichte Bilder zeigten Retter, die in einer Spalte entlang der felsigen Küste kauern und einen Bereich inspizieren, sowie Gegenstände mit der eindeutigen Aufschrift “Kazu 1”, die an den Strand gespült wurden. Am Ufer ist Eis sichtbar.
Die Shiretoko-Halbinsel gehört seit dem Jahr 2005 zum Unesco-Weltnaturerbe. Sie ist bekannt für ihre einzigartige Tierwelt, darunter den vom Aussterben bedrohten Stellerschen Seelöwen sowie Zugvögel und Braunbären. Ausländische Touristen sind in Japan aufgrund der Corona-Beschränkungen weiterhin nicht erlaubt.
Quelle: AFP