Im Berufungsprozess wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung einer kanadischen Touristin sind zwei ehemalige französische Polizisten freigesprochen worden. Das Berufungsgericht im Pariser Vorort Créteil befand die beiden 43 und 52 Jahre alten Männer am Freitag für unschuldig. Bei einer Verurteilung hätte den beiden Männern eine Strafe von bis zu 20 Jahren Haft gedroht. In erster Instanz waren sie vor drei Jahren wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung zu je sieben Jahren Haft verurteilt worden.
Die Angehörigen reagierten auf die Gerichtsentscheidung mit Applaus. Die 42-jährige Klägerin verließ den Gerichtssaal unter Tränen.
Die kanadische Touristin hatte die beiden Polizisten im April 2014 in einer Bar in der Nähe des Pariser Polizeipräsidiums kennengelernt. Es wurde viel Alkohol getrunken, und sie hatte sich von den beiden zu einem nächtlichen Besuch der Polizeiwache einladen lassen. Dort sollen die Polizisten die Frau vergewaltigt haben.
Die beiden Männer beharrten darauf, dass es sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehandelt habe. Dass sie den Sex mit der Kanadierin in ihren ersten Befragungen nicht eingeräumt hatten, begründeten sie mit der Furcht vor Auswirkungen einer Medienberichterstattung darüber auf ihr Privatleben.
Einer der beiden Männer arbeitet inzwischen wieder im Verwaltungsdienst der Polizei. Der Berufungsprozess war mehrfach verschoben worden. Die Klägerin beteuert, dass sie sich seit Jahren einer Psychotherapie unterzieht, um mit den Erlebnissen in Paris fertig zu werden. Sie sei unfähig zu arbeiten, lebe bei ihren Eltern und verlasse das Haus nur für freiwillige Arbeiten für die Kirchengemeinde.
Quelle: AFP