Antisemitismusbeauftragter: Pandemie ein Antisemitismus-Katalysator

Felix Klein (Archiv)

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sieht die Corona-Pandemie als Katalysator für Judenfeindlichkeit in Deutschland. Dies zeige das neue “Lagebild Antisemitismus” des Bundesamtes für Verfassungsschutz, sagte er der “Welt” (Donnerstagausgabe).

“Die Pandemie hat wie ein Brandbeschleuniger für Antisemitismus gewirkt. Auch dadurch, dass er viele Milieus, die bisher für sich standen, miteinander verbunden hat”, sagte Klein. Dazu kämen ein immer offener geäußerter israelbezogener Antisemitismus in allen Milieus und fortgesetzte Angriffe auf die Erinnerungskultur. “Viele der antisemitischen Straftaten finden online statt, in Form von Beleidigung, Bedrohung, Volksverhetzung, Holocaustleugnung”, so Klein. Es sei richtig, dass Hasskriminalität und Hetze nun härter und effektiver verfolgt würden. Der seit Jahren anhaltende Prozess der Verlagerung von antisemitischer Agitation in den digitalen Bereich ist laut Lagebild durch die Corona-Pandemie verstärkt worden. Die Sicherheitsbehörden verzeichnen in Deutschland seit 2015 einen Anstieg antisemitischer Straftaten. Im Jahr 2020 hatte deren Zahl mit 2351 ihren höchsten Stand seit der Erfassung im Jahre 2001 erreicht.

Die Zahl für 2021 soll im Mai vorgelegt werden, wenn die Jahresbilanz zur politisch motivierten Kriminalität gezogen wird. Der aktuelle Bericht des Verfassungsschutzes umfasst den Zeitraum von Sommer 2020 bis Herbst 2021. Damit wird das erste Lagebild fortgeschrieben, das im Juli 2020 vorgestellt worden war. Antisemitismus ist nach wie vor in allen extremistischen Bereichen verbreitet: unter Rechtsextremisten, bei sogenannten Reichsbürgern und Selbstverwaltern, im Linksextremismus sowie im Islamismus und Ausländerextremismus, berichtet die “Welt”.

dts Nachrichtenagentur

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