Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten Experten haben ihre Inflationserwartungen für das laufende Jahr verdoppelt – mittel- und langfristig aber nur geringfügig nach oben geschraubt. Im Jahr 2022 wird nun im Durchschnitt eine Teuerungsrate von 6,0 Prozent erwartet, Anfang des Jahres lag die Prognose noch bei 3,0 Prozent, wie die Zentralbank der Eurostaaten am Freitag mitteilte.
Die Erwartung für die sogenannte “Kerninflation”, also ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel, wurde allerdings nur von 2,0 auf 2,9 Prozent angehoben. Für 2023 rechnen die befragten Ökonomen nun mit 2,4 Prozent Inflation, 0,6 Prozent mehr als noch vor knapp drei Monaten. Die “Kerninflation” soll dann 2,3 Prozent betragen, Anfang des Jahres war von 1,8 Prozent ausgegangen worden. Und für 2024 haben die von der EZB befragten Experten ihre Prognosen fast gar nicht geändert: Die Gesamtinflation soll unverändert bei 1,9 Prozent liegen, die Prognose für die “Kerninflation” wurde leicht von 1,9 auf 2,0 Prozent angehoben. Auch längerfristig wird weiterhin mit einer Teuerungsrate von etwa zwei Prozent gerechnet – genau die Zielmarke der Europäischen Zentralbank. Die EZB befragt viermal im Jahr bestimmte Ökonomen zu deren Wachstums- und Inflationsprognosen. Da die Ergebnisse dieser Erhebung bei den geldpolitischen Beratungen der Zentralbank stets eine wichtige Rolle spielen, dürften die Zweifel an einer starken Zinserhöhung nun wieder wachsen. Erst am Donnerstag hatte die EZB bekannt gegeben, den Leitzins trotz der aktuellen Rekordinflation im Euroraum unangetastet zu lassen.
dts Nachrichtenagentur