Die Digitalverbände Bitkom und Eco haben vor Defiziten in Unternehmen und staatlichen Institutionen bei der Abwehr von Cyber-Angriffen gewarnt. Entscheidend seien im Ernstfall die eigene Widerstandsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit.
“Gesetzgeberisch haben wir deren Bedeutung zu lange vernachlässigt”, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg dem “Handelsblatt”. “Bedeutendster Flaschenhals für mehr Cyber-Resilienz in Deutschland sind unzureichende digitale Kompetenzen und fehlende Fachkräfte.” Dabei sei es für alle Unternehmen und staatlichen Institutionen wichtig, eine “gesamtheitliche, institutionseigene und risikobasierte Sicherheitskultur” aufzubauen. Oliver Süme, Vorstandschef des Verbands der Internetwirtschaft Eco, forderte die Bundesregierung auf, in Wirtschaft und Verwaltung die IT-Kompetenzen zu erhöhen und eine engere Zusammenarbeit zwischen Staat, Wirtschaft und Forschung zu fördern.
Nur so sei eine “wirklich Verbesserung der Cyber-Sicherheit” zu erreichen und man könne geeignete IT-Sicherheitstechnologien und Vorgehensweisen zusammen umsetzen, sagte Süme dem “Handelsblatt”. Kritisch sehen Süme und Berg Pläne von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Sicherheitsbehörden Cyber-Gegenattacken, sogenannte Hackbacks, zu ermöglichen. Um sich gegen die wachsende Bedrohungslage im Cyberraum zu wappnen, seien Hackbacks “das denkbar schlechteste Mittel”, sagte Süme. Dadurch würden neue Sicherheitsprobleme geschaffen, die zum “Einfallstor für weitere Cyberattacken” werden können.
Berg sagte, “aktive Cyberabwehr” führe nicht automatisch zur Beendigung von Angriffen auf die eigenen Infrastrukturen. “Oft ist unklar, ob Server oder IP-Adressen im Ausland wirklich die Quelle von Angriffen sind oder nur als Drehscheibe genutzt werden”, erklärte der Bitkom-Präsident. Auch die Unterscheidung zwischen Einzeltätern, organisierten Banden und staatlichen Stellen sei nicht immer gewährleistet.
dts Nachrichtenagentur