Fast vier Jahre nach dem Brückeneinsturz in Genua mit 43 Toten soll im Juli der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen beginnen. 59 Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten, wie die Richterin Paola Faggioni am Donnerstag mitteilte. Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung, Gefährdung der Verkehrssicherheit und andere Fahrlässigkeitsdelikte.
Angeklagt sind insbesondere hochrangige Verantwortliche des Autobahnbetreibers Autostrade per l’Italia (Aspi) und des Ingenieurbüros Spea sowie Beamte des Ministeriums für Infrastruktur. Die erste Sitzung wurde für den 7. Juli anberaumt.
Die Morandi-Brücke, eine wichtige Verbindung zwischen Italien und Frankreich, war am 14. August 2018 eingestürzt. Dutzende Fahrzeuge stürzten dabei in die Tiefe, 43 Menschen kamen ums Leben. Der Einsturz der Brücke hatte ein Schlaglicht auf den schlechten Zustand der Infrastruktur in Italien und die Rolle von Aspi geworfen. Dem Autobahnbetreiber wurde vorgeworfen, sich um die Unterhaltung der Brücke nicht korrekt gekümmert zu haben.
Richterin Faggioni setzte am Donnerstag zudem fest, dass Aspi und Spea dem Staat im Rahmen einer gütlichen Einigung mit der Staatsanwaltschaft 29 Millionen Euro zahlen müssen.
Egle Possetti, Sprecherin einer Vereinigung von Hinterbliebenen, nahm diese Nachricht erfreut auf. “Das ist eine gute Nachricht, denn ein Antrag auf eine Einigung ist wie ein Schuldeingeständnis”, sagte Possetti der Nachrichtenagentur AFP. Zugleich sei es “traurig”, weil das Geld dazu hätte dienen können, das Einstürzen der Brücke zu verhindern. Possettis Schwester, deren Ehemann und Kinder kamen ums Leben, als ihr Wagen 45 Meter in die Tiefe stürzte.
Aspi und Spea gehörten zum Zeitpunkt des Unglücks beide dem Benetton-Konzern Atlantia an. Auf den Konzern war nach dem Einsturz starker Druck ausgeübt worden, damit er die Kontrolle über Aspi abgibt. Atlantia gab im vergangenen Jahr schließlich nach und verkaufte seine Beteiligung an Aspi an die italienische Bank CDP und an die Investment-Fonds Blackstone und Macquarie.
Quelle: AFP