Die Zahl der erfassten Straftaten in Deutschland ist im zweiten Pandemiejahr erneut gesunken. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2021 hervor, die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag vorstellen will und über die die “Welt am Sonntag” vorab berichtet.
Danach hat die Polizei bundesweit 5,047 Millionen Straftaten registriert. Das entspricht einer Abnahme um 4,9 Prozent gegenüber 2020. Ein vergleichbares Niveau von Taten gab es zuletzt Anfang der 90er-Jahre. Der Vergleich der 16 Bundesländer zeigt ein starkes Nord-Süd-Gefälle.
Geht es nach der Häufigkeit von Straftaten pro 100.000 Einwohner, lebt es sich in Berlin (13.158 Taten) am gefährlichsten – mehr als dreimal so gefährlich wie in Bayern (4.138 Taten), dem sichersten Bundesland. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Baden-Württemberg (4.380 Taten) und Rheinland-Pfalz (5.302 Taten). Schlusslichter sind neben Berlin der Stadtstaat Hamburg (10.062 Taten) und Bremen/Bremerhaven (11.169 Taten). In Ostdeutschland hat Sachsen-Anhalt (7.817 Taten) den schlechtesten Wert.
Einen Anstieg der Fälle meldet nur noch ein Land – Schleswig-Holstein (6.077 Taten) mit plus 1,4 Prozent. Laut PKS sank die Zahl der Tatverdächtigen auf 1,892 Millionen, wovon 639.127 als “nicht deutsch” (davon 229.698 Zuwanderer) ausgewiesen sind. Die bundesweite Aufklärungsquote verbesserte sich geringfügig auf 58,7 Prozent. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist bundesweit um 27,7 Prozent auf 54.236 gesunken.
Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt aber nur bei 19,5 Prozent. Grund für den Rückgang ist, dass es weniger Tatgelegenheiten gab. Denn viele Bürger sind im Homeoffice. Außerdem konnten Banden nicht so wie sonst durchs Land ziehen.
Aber einen Großteil der unaufgeklärten Einbrüche rechnet die Polizei immer noch “reisenden Tätern” zu. Etwa ein Drittel aller Straftaten entfällt auf Diebstahlsdelikte (1,48 Millionen, minus 11,8 Prozent). Hier gab es sinkende Zahlen beim Kfz-Diebstahl (21.584, minus 8,7 Prozent), beim Fahrrad-Diebstahl (233.584, minus 10,5 Prozent) und beim Taschendiebstahl (72.903, minus 12,9 Prozent). Auch diese Rückgänge erklärt die Polizei damit, dass Täter während der Corona-Pandemie weniger Möglichkeiten hatten.
Die Pandemie selbst wirkt sich unterschiedlich aus. So stiegen Cybercrime-Straftaten um 12,1 Prozent auf 146.363 Fälle – allerdings ist Dunkelziffer in diesem Bereich hoch. Aufgrund von Lockdown-Maßnahmen waren viel mehr Menschen im Internet unterwegs, sie kauften öfter im Onlinehandel ein oder nutzten vermehrt Plattformen für Videokonferenzen. Drastisch zugenommen hat die Verbreitung, der Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte im Internet.
Die PKS verzeichnet hier 20.410 Fälle mehr als im Jahr 2020, ein Plus von 108,8 Prozent. Beispiel für eine Abnahme sind die Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz: 1175 Fälle, 82,7 Prozent weniger als im Jahr 2020. Damals hatte es noch einen starken Anstieg auf 6779 Fälle gegeben. Diese werden zum Großteil im Zuge von Demonstrationen gegen die staatlichen Corona-Beschränkungen angezeigt.
dts Nachrichtenagentur