Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will ein staatliches Tierwohlsiegel rasch auf den Weg bringen. “Wir wollen das Gesetz zur Haltungskennzeichnung noch im Sommer vorstellen”, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
“Die staatliche Kennzeichnung soll dann im nächsten Jahr eingeführt werden – beginnend beim Schweinefleisch. Schritt für Schritt wird es dann auf die anderen Nutztierarten ausgeweitet.” Özdemir forderte mehr Geld von Finanzminister Christian Lindner (FDP) für das Vorhaben. “Ich habe eine erste Milliarde als Anschubfinanzierung herausgehandelt, um den Umbau der Ställe zu unterstützen.” Das reiche aber natürlich “hinten und vorne nicht”, sagte er.
Die Bauern sollten weniger Tiere halten und mehr Platz für sie haben, für diesen Schritt brauchten sie eine wirtschaftliche Perspektive. Der Ernährungsminister warnte die Koalitionspartner vor einer Blockade der Tierwohl-Kennzeichnung. “Ich kann allen nur sagen: Wer den Umbau der Tierhaltung blockiert, wird es den Leuten nachher auch erklären müssen.” Zugleich verteidigte Özdemir die erwarteten Preissteigerungen beim Fleisch durch bessere Haltungsbedingungen.
“Es geht darum, dass die Bauern ein faires Einkommen haben und die Tiere gut gehalten werden.” Momentan bekomme der Bauer von einem Euro, den Kunden für Schweinefleisch ausgeben, gerade einmal 21 Cent. Auf die Nachfrage, ob er Fleisch auch in der gegenwärtigen Krise für zu billig halte, antwortete Özdemir: “Das kann man so pauschal nicht sagen. Aber man muss schon sehen, von wo wir kommen.”
Ein System, welches Fleisch zu billigsten Preisen anbiete, verlagere die Kosten auf die Umwelt.
dts Nachrichtenagentur