Der Coming-of-Age-Film “CODA” von Regisseurin Siân Heder ist aus der 94. Verleihung der Academy Awards als großer Gewinner hervorgegangen. Mit “Bester Film”, “Bestes adaptiertes Drehbuch” und “Bester Nebendarsteller” gewann er in allen Kategorien, in denen er nominiert war.
In dem Drama geht es um die 17-jährige Ruby, das einzige hörende Mitglied ihrer ansonsten gehörlosen Familie, die ihre Leidenschaft für das Singen entdeckt. Seine Premiere hatte der Film bereits im Januar 2021 beim Sundance-Film-Festival, wo sich Apple die Rechte sicherte. Im August wurde er dann auch in ausgewählten US-Kinos gezeigt. Zu Beginn der Award-Season galt “CODA” noch nicht als einer der Favoriten, nach dem Gewinn mehrerer wichtiger Preise in den vergangenen Wochen hatte der Film sich aber neben “The Power of the Dog” zu einem von zwei Favoriten gemausert. Die Roman-Verfilmung von Regisseurin Jane Campion war mit zwölf Nominierungen ins Oscar-Rennen gegangen. Das Western-Drama kam am Ende aber nur in der Kategorie “Beste Regie” zum Zug. In der männlichen Hauptdarsteller-Kategorie gewann am Sonntag wie von den meisten Experten erwartet Will Smith (“King Richard”). Der Schauspieler sorgte aber auch für einen Eklat: Er schlug den Komiker Chris Rock auf offener Bühne, nachdem dieser bei der Vorstellung der Kategorie “Bester Dokumentarfilm” einen Witz über Smiths Frau Jada Pinkett Smith gemacht hatte.
Nach seiner Rückkehr auf seinen Platz forderte Smith den sichtbar verwirrten Rock auf, den Namen seiner Frau nicht auszusprechen. Bei der Annahme seines Preises wirkte Smith dann immer noch sehr emotional – er entschuldigte sich bei der Academy und den anderen Nominierten, nicht aber bei Rock. Bei den Frauen durfte sich Jessica Chastain (“The Eyes of Tammy Faye”) über den Hauptdarsteller-Preis freuen. In dieser Kategorie, in der das Rennen im Vorfeld als relativ offen galt, gab es im Gegensatz zu den Männern keinen Eklat.
Bei den Nebendarstellern nahmen Troy Kotsur (“CODA”) sowie Ariana DeBose die begehrte Trophäe mit nach Hause. Kotsur ist der erste gehörlose Darsteller, der einen Schauspiel-Oscar gewinnen konnte. DeBose nahm den Oscar unterdessen für die Rolle der Anita in “West Side Story” entgegen – für die Filmversion von 1961 hatte bereits Rita Moreno den Nebendarsteller-Oscar für diese Rolle gewonnen. “Drive My Car” aus Japan wurde mit dem Auslands-Oscar ausgezeichnet.
In der Kategorie “Bester Animationsfilm” gewann “Encanto” von Disney. Die meisten Preise konnte das Science-Ficton-Epos “Dune” mit insgesamt sechs Oscars gewinnen. Der Film von Regisseur Denis Villeneuve räumte vor allem in den technischen Kategorien ab. Im Vorfeld der Preisverleihung hatte es eine Kontroverse wegen mehrerer gekürzter Kategorien gegeben.
Die Vergabe der Oscars in insgesamt acht Kategorien wurde vorab aufgezeichnet – sie wurden jeweils in kürzerer Form in die Show integriert. Dem Vernehmen nach sollte die Zeremonie durch die Kürzung kompakter werden – in den vergangenen Jahren hatte es einen Abwärtstrend bei den TV-Quoten gegeben. Die Show ging dennoch knapp 3,5 Stunden. In der Filmbranche hatte die Entscheidung der Oscar-Academy heftige Kritik ausgelöst.
dts Nachrichtenagentur