Bei russischen Raketenangriffen auf ein Treibstofflager in Lwiw im Westen der Ukraine sind nach Angaben der dortigen Behörden mindestens fünf Menschen verletzt worden. Es habe am Samstagnachmittag zwei russische Raketenangriffe gegeben, teilte der Gouverneur der Region, Maxym Kosytsky, im Onlinedienst Telegram mit. Bürgermeister Andrij Sadowy erkärte später, dass “eine Industrieanlage, in der Treibstoff gelagert ist, in Brand geraten” sei.
Nach Angaben des Bürgermeisters wurden keine Wohngebäude getroffen oder beschädigt. Er rief aber die Bevölkerung auf, in den Häusern zu bleiben, bis der Luftalarm vorüber sei.
Betroffen war ein Viertel im Osten von Lwiw. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP sahen große schwarze Rauchwolken und Flammen über dem Viertel Lytschakiwsky aufsteigen. Auch ein Bewohner des Viertels sagte AFP, dass es in der Nähe ein Treibstofflager gebe.
Der Gouverneur veröffentlichte ein Video von sich selbst auf Telegram, auf dem er am Steuer zu sehen ist und berichtet, dass er vom Angriffsort zurückkomme. “Alles ist unter Kontrolle”, sagte er und rief zugleich zur Ruhe auf.
Die Großstadt Lwiw ist nur rund 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. In dem Nachbarland war am Samstag US-Präsident Joe Biden zu Besuch.
Lwiw blieb bislang weitestgehend von den Kämpfen in der Ukraine verschont. Die russische Armee hatte aber bereits ein Ziel – eine Fabrik zur Reparatur von Flugzeugen – in der Nähe des Flughafens von Lwiw bombardiert. Nach Angaben des ukrainischen Militärs waren bei dem damaligen Angriff am 18. März russische Marschflugkörper von mehreren hundert Kilometern Entfernung vom Schwarzen Meer aus auf Lwiw abgefeuert worden. Verletzt wurde niemand.
Zuvor hatte die russische Armee am 13. März einen ukrainischen Militärstützpunkt in der Gegend nur rund 20 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt bombardiert, was den Krieg gefährlich nahe an die Nato sowie die EU heranführte. Bei diesem Angriff waren mindestens 35 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt worden.
Lwiw ist Zufluchtsort und Durchgangsstation für hunderttausende Flüchtlinge aus den anderen Landesteilen der Ukraine. Auch viele westliche Diplomaten waren zu Kriegsbeginn von der Hauptstadt Kiew nach Lwiw umgezogen, weil die Stadt im Westen der Ukraine als sehr viel sicherer gilt.
Quelle: AFP