Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet nach eigenen Angaben weiterhin fest mit einer Corona-Impfpflicht. “Ich bin überzeugt, dass wir im Bundestag eine breite Mehrheit für eine Impfpflicht für alle Erwachsenen zustande bekommen”, sagte er der “Neuen Osnabrücker Zeitung”.
Anders gehe es nicht. “Wir werden sonst im Herbst eine traurige Situation vorfinden.” Es sei weiterhin ein Kampf, hohe Todeszahlen zu vermeiden. “Ich bin nicht sicher, ob wir das im Herbst noch einmal schaffen würden”, sagte der Minister. Er bezeichnete die Einführung der Impfpflicht als “innenpolitisch eine der wichtigsten Entscheidungen der kommenden Monate überhaupt”. Sie entscheide, wie Lage und Stimmung im Herbst seien. Auch für die Wirtschaft hänge viel davon ab, so der Gesundheitsminister. “Kommt eine Herbstwelle, war es das mit dem Aufschwung.” Die Gefahr sei groß. “Wir müssen befürchten, dass bis zur kalten Jahreszeit eine Mutante aufkommt, die so ansteckend ist wie Omikron und so gefährlich wie Delta”, sagte er der NOZ. Er sei sich aber “sehr sicher, dass bis dahin zusätzliche Impfstoffe verfügbar sind, die gegen so eine Omikron-Mutation deutlich effektiver schützen”. Die Verträge mit Biontech dafür seien bereits geschlossen, mit Moderna liefen die Verhandlungen. “Die neuen Impfstoffe kommen für die Omikron-Welle zu spät, aber im Herbst sind sie längst da.”
Um vollständigen Impfschutz zu erreichen, brauche es mindestens vier Monate. “Ab Mitte Juni müsste mit dem Impfen für den Herbst begonnen werden.” Dann könne man es schaffen, ohne drastische Einschränkungen bis ins nächste Frühjahr zu kommen, so Lauterbach. Der Vorschlag der Union, erst bei einer neuen Bedrohungslage zu starten, “käme dafür mehrere Monate zu spät”.
Das würden die jüngsten Modellierungen der Wissenschaft belegen. “Ohne Impfpflicht ab Sommer reden wir ab Oktober wieder über Masken, Homeoffice-Pflicht, 2G, 3G”, sagte er. “Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir eine Mehrheit für die Impfpflicht bekommen werden.” Er setze auf die Kraft des Arguments.
“Die ganze Bundesregierung ist sich der Bedeutung dieser Weichenstellung bewusst.”
dts Nachrichtenagentur