Hongkonger Regierung erwägt Lockerung strikter Corona-Maßnahmen

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Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam erwägt nach eigenen Angaben eine Lockerung der strikten Corona-Restriktionen in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Es sei “an der Zeit”, die Maßnahmen zu überdenken, sagte Lam am Donnerstag vor Journalisten. Der Grund dafür sei aber nicht ein Rückgang der Infektionszahlen, sondern ihr “sehr starkes Gefühl, dass die Toleranz der Menschen (für die Maßnahmen) schwindet”.

“Einige unserer Finanzinstitutionen verlieren die Geduld hinsichtlich dieser Art der Isolation Hongkongs”, sagte Lam. Einen möglichen Fahrplan zur Lockerung der Maßnahmen wollte sie indes nicht vorlegen. “Der schwierigste Teil des Kampfes gegen das Virus ist, dass wir nicht vollständig vorhersagen können, was passieren wird”, sagte sie. 

Lams Regierung steht wegen ihres Umgangs mit der derzeit heftigen Corona-Welle in Hongkong in der Kritik. Gesundheitsexperten bemängeln eine unklare Kommunikation, wohin Corona-Infizierte sich wenden müssen. Außerdem kritisieren sie die niedrige Corona-Impfquote bei älteren Menschen und eine mangelhafte Vorbereitung medizinischer Einrichtungen und ihres Personals auf die Pandemie.

In den ersten zwei Jahren konnte Hongkong sich mit strikten Maßnahmen weitgehend vor der Corona-Pandemie schützen. Seit einigen Wochen steckt die Metropole aber in ihrer schlimmsten Corona-Welle – trotz strenger Abstands- und Quarantäneregeln.

Hatten sich von Pandemie-Beginn bis Ende 2021 nur rund 12.000 Menschen in Hongkong mit dem Coronavirus angesteckt, wurden in der gegenwärtigen Omikron-Welle seit Jahresbeginn nach offiziellen Angaben schon fast eine Million Infektionsfälle nachgewiesen, 4600 Menschen starben im Zusammenhang mit Covid-19. Experten gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer bei den Infektionen aus.

Wegen der Omikron-Welle hatten die Behörden in Hongkong ursprünglich erklärt, eine Massentestung aller 7,4 Millionen Einwohner sowie einen umfassenden Lockdown anzustreben, waren dann aber wieder zurückgerudert. Die Unklarheit über die Maßnahmen löste einen Exodus aus der Finanzmetropole aus: Mehr als 65.000 Hongkonger und Ausländer verließen die Stadt im Februar. Die “Financial Times” berichtete, internationale Banken wie JP Morgan und Bank of America arbeiteten bereits an möglichen Plänen zur Verlegung ihres Personals aus Hongkong. 

Quelle: AFP

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