Ukrainische Flüchtlingskinder sollen “Anschlüsse” an ihr Bildungssystem behalten

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Beim Schulunterricht für ukrainische Flüchtlingskinder in Deutschland soll deren voraussichtlich nur befristeter Aufenthalt eine wichtige Rolle spielen. Es handle sich bei der Betreuung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine um eine “besondere Situation”, sagte die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), am Donnerstag in Lübeck bei einer KMK-Sitzung. Die Konferenz setzte eine Task Force ein, um die entsprechenden Prozesse zu steuern.

Für Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten aus der Ukraine sei es entscheidend, “Anschlüsse an das ukrainische Bildungssystem” zu behalten, sagte Prien am Rande der zweitägigen Sitzung der Kultusministerinnen und -minister in der schleswig-holsteinischen Stadt. Das gelte insbesondere für ukrainische Schülerinnen und Schülern kurz vor Schulabschlüssen. 

Eine wichtige Rolle dabei spielten digitalisierte ukrainische Lehrwerke. Die Länder bemühten sich bereits um Nutzungslizenzen. Prien betonte zugleich, es gehe nicht um den Aufbau eines zweiten parallelen Schulsystem. Die Arbeit werde “im Wesentlichen” im deutschen System erfolgen, alles andere sei “nicht zielführend”. Zugleich solle ukrainischen Kindern und Jugendlichen “möglichst schnell” die Wiederaufnahme von Schulunterricht ermöglicht werden.

Die KMK hatte sich zuvor mit der ukrainischen Generalkonsulin in Hamburg, Oksana Tarasyuk, über Fragen des Bildung für ukrainische Flüchtlingskinder ausgetauscht. Die ukrainische Regierung hoffe, dass die Menschen “bald, in einem Jahr spätestens” in ihre Heimat zurückkehren könnten, sagte Tarasyuk in Lübeck. Die “Kontinuität der Bildungsprozesse” seien deshalb von entscheidender Bedeutung.

Die Kultusministerinnen und -minister der Länder beraten noch bis Freitag über die Betreuung von ukrainischen Flüchtlingskindern in Kitas und Schulen sowie die Coronakrise. Deutschland richtet sich wegen des Kriegs in der Ukraine auf eine zunehmend steigende Zahl von Flüchtlingen ein. Seit dem Beginn des russischen Angriffs registrierten die Behörden inzwischen bereits rund 96.000 Menschen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sicherte den Geflüchteten Unterstützung zu. Es gehe um unbürokratische und pragmatische Lösungen im Schulsystem, sagte sie am Donnerstag nach ihrer Teilnahme an den Beratungen der KMK. Die neue Task Force sei in diesem Zusammenhang ein “wichtiges Signal”. Sie sprach sich auch für den Einsatz geflüchteter ukrainischer Lehrkräfte aus. 

Derweil forderten Lehrerverbände und Bundesländer angesichts der Notwendigkeit zur Betreuung von ukrainischen Flüchtlingskindern mehr Geld und Lehrkräfte für Schulen. Diese müssten finanzielle Unterstützung sowie zusätzliches Personal erhalten, sagte der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, mahnte in den RND-Zeitungen mehr Lehrkräfte mit der Qualifikation zur Unterrichtung von Deutsch als Fremdsprache sowie Dolmetscherinnen und Dolmetscher an. Pädagogen müssten zudem im Umgang mit den Themen Flucht und Traumatisierung geschult werden.

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sprach sich in der “Augsburger Allgemeinen” für finanzielle Hilfen des Bundes aus. “Wir werden an den Schulen zusätzliche Kapazitäten schaffen müssen”, sagte er. Der Bund müsse sich an der Aufgabe beteiligen.

Die Linke im Bundestag forderte ein Sofortprogramm von Bund und Ländern zur Betreuung ukrainischer Kinder und Jugendlicher. Es stellten sich  “zahlreiche Fragen” von der Schaffung zusätzlicher Sprachkurse über die Ausbildung weiterer Lehrkräfte bis hin zu Hilfsangeboten für traumatisierte junge Menschen, erklärte die Bildungsexpertin der Fraktion, Nicole Gohlke.

Quelle: AFP

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