Die designierte Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Yasmin Fahimi, fordert vom Bund eine Reihe von Maßnahmen, um die soziale Ungleichheit in Deutschland zu verringern und insbesondere Frauen besser zu stellen. “Frauen sitzen viel zu oft in Teilzeit, in Minijobs, in Befristungen fest”, sagte sie der “Süddeutschen Zeitung” (Donnerstagausgabe).
“Das ist eine Falle aus Armutsrisiko und Perspektivlosigkeit.” Noch sitzt Fahimi als Abgeordnete für die SPD im Bundestag, ihre konkreten Forderungen gehen aber zum Teil über das Regierungsprogramm hinaus. So drängt die künftige DGB-Chefin auf eine Abschaffung der sogenannten Minijobs, die die Ampel zwar neu regeln, grundsätzlich aber beibehalten möchte. “Minijobs haben sich überholt, denn sie führen viel zu selten in sozialversicherte Beschäftigung.” Außerdem fordert Fahimi die Einführung einer Vermögenssteuer oder einer Vermögensabgabe. “In jeder Krise sehen wir, dass die Armen ärmer und die Reichen reicher werden, auch jetzt in der Pandemie. Das darf nicht sein.” Ein solcher Umverteilungsmechanismus ist im Koalitionsvertrag nicht vorgesehen. Zum Thema Homeoffice sagte Fahimi, sie wünsche sich “ein Recht auf die Wahl des Arbeitsortes, wo immer das betrieblich möglich ist – am besten abgesichert durch einen Tarifvertrag und konkret ausgestaltet durch Betriebsräte”. Bei den Gewerkschaften sieht die designierte DGB-Chefin trotz einiger Fortschritte einen “Modernisierungsbedarf”. Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen sei es “offensichtlich, dass wir Luft nach oben haben”. Seit 1990 haben die DGB-Gewerkschaften die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. “Wir müssen stärker mit Vorurteilen aufräumen: Die Gewerkschaften sind bunt und weiblich”, sagte Fahimi. In Bezug auf die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen hätten auch manche Einzelgewerkschaften “an der einen oder anderen Stelle Nachholbedarf”. Auf einem Kongress vom 8. bis 12. Mai soll sie offiziell als Nachfolgerin des aktuellen DGB-Chefs Reiner Hoffmann gewählt werden, ihre Wahl gilt als sicher. Ihr Bundestagsmandat will sie niederlegen. In seiner 70-jährigen Geschichte wurde der DGB bisher ausschließlich von Männern geführt.
dts Nachrichtenagentur