Neben dem Holzbock verbreiten sich auch andere Zeckenarten in Deutschland. So sei die Auwaldzecke inzwischen bundesweit nachgewiesen worden, sagte Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Nach dem Gemeinen Holzbock sei dies hierzulande die am weitesten verbreitete Zeckenart.
Wie der Holzbock kann auch die Auwaldzecke den Erreger der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, einer virusbedingten Hirnhaut- oder Gehirnentzündung. Allerdings stechen Auwaldzecken Menschen eher selten.
Die tropische Hyalomma-Zecke gelangt wiederum mit Zugvögeln in unsere Breiten. Im vergangenen Jahr wurden der Universität Hohenheim im Rahmen einer Studie nur zehn Tropenzecken zugesandt, nachdem es in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt 191 waren. In diesem beiden Jahren gab es warme Sommer mit langen Trockenperioden, was Mackenstedt zufolge die Entwicklung der Tropenzecken offenbar begünstigte.
“Im Moment gehen wir noch nicht davon aus, dass Hyalomma-Arten in Deutschland heimisch sind”, sagte die Expertin. Sollte es aber angesichts der Klimaveränderungen mehr heiße und trockene Sommer geben, müsse damit gerechnet werden, “dass wir in Zukunft andere Zeckenarten häufiger in Deutschland haben werden als bisher”. Die Hyalomma-Zecke kann unter anderem das Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber übertragen.
Bei den FSME-Erkrankungen gingen die Fallzahlen im vergangenen Jahr zwar laut Robert-Koch-Institut (RKI) um rund 45 Prozent auf etwa 390 Fälle zurück. Die FSME-Aktivität werde in Norddeutschland aber insgesamt stärker, sagte Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarlabor für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg verwies darauf, dass sich mit FSME-infizierte Zecken inzwischen auch in höher gelegene Regionen bewegen. “In den Tälern wird es ihnen fast zu warm und zu trocken, Zecken brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit”, sagte Oehme. Mit dem Klimawandel breiteten sich Zecken in die Berge aus.
Bei einer FSME-Infektion können grippeähnliche Symptome auftreten. Bei schwereren Verläufen sind auch Gehirn und Rückenmark beteiligt. Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Für rund ein Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. Schützen kann eine Impfung.
Quelle: AFP