Das Internationale Filmfestival von Cannes will aus Protest gegen den Ukraine-Krieg in diesem Jahr keine russischen Delegationen empfangen. “Wir haben entschieden, (…) keine offiziellen Delegationen aus Russland oder der Regierung nahestehende Personen zu empfangen”, teilte das Festival am Dienstag mit. Sie begrüßte zugleich “den Mut all jener, die in Russland das Risiko eingehen, gegen die Invasion der Ukraine zu protestieren”.
Dazu zählten auch Künstler und Filmemacher, die gegen die aktuelle Regierung sind und nicht mit den “unerträglichen Aktionen” in Verbindung gebracht werden dürften. “Es ist nur ein bescheidener Beitrag, aber wir wollen an der Seite derjenigen stehen, die Russland und seine Führung kritisieren”, betonte das Festival, das vom 17. bis 28. Mai zum 75. Mal stattfindet.
Die erste Ausgabe sollte am 1. September 1939 beginnen und wurde wegen des Einmarschs von Nazi-Deutschland in Polen abgesagt. “Wir bleiben unserer Geschichte treu, die 1939 mit dem Widerstand gegen die faschistische Nazi-Diktatur begann”, betonte das Festival.
Nach Angaben des Festival-Direktors Thierry Frémaux hat die Auswahl der Filme gerade erst begonnen. Bislang seien noch keine russischen oder ukrainischen Filme gesichtet worden. Zu den häufig eingeladenen Filmemachern zählt auch der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa, der im vergangenen Jahr einen Dokumentarfilm über das Massaker von Babyn Jar gemacht hat. SS-Kommandos hatten dort bis zu 100.000 Menschen getötet. In der Nähe der Gedenkstätte schlugen in dieser Woche russische Bomben ein.
Quelle: AFP