Nach dem Ausbruch eines Feuers auf einer Mittelmeer-Fähre vor der griechischen Ferieninsel Korfu ist am Samstag die Suche nach mindestens zwölf Vermissten fortgesetzt worden. Bei den Vermissten handelte es sich nach neuen Angaben der griechischen Küstenwache um sieben Lkw-Fahrer aus Bulgarien, drei aus Griechenland und jeweils einen aus der Türkei und Litauen. Laut einem Pressebericht waren schon vor Jahren Klagen über Mängel auf der Fähre laut geworden.
Auch die Nacht hindurch hatten Patrouillenschiffe die Gewässer rund um Korfu nach möglichen Überlebenden abgesucht, wie die griechische Küstenwache mitteilte. Wegen des andauernden Feuers auf der “Euroferry Olympia” konnten keine Rettungskräfte an Bord gehen. Mehrere Löschboote kämpften gegen die Flammen. Der Wind habe die Flammen bis Samstagmittag wieder angefacht, berichtete der griechische Fernsehsender ERT.
Ein Rettungsteam an Bord der Fähre hatte nach Informationen der griechischen Nachrichtenagentur ANA wegen Temperaturen von bis zu 500 Grad, dichten Rauchs sowie wegen der Dunkelheit am Freitagabend seinen Einsatz abbrechen müssen.
Das Feuer auf der Fähre auf dem Weg vom nordwestgriechischen Igoumenitsa in die süditalienische Hafenstadt Brindisi war am Freitag gegen 04.30 Uhr (Ortszeit; 03.30 Uhr MEZ) ausgebrochen. Alle Menschen an Bord wurden aufgerufen, das Schiff sofort zu verlassen. Binnen kurzer Zeit stand die Fähre komplett in Flammen.
Nach Angaben der italienischen Reederei Grimaldi, der die Fähre gehört, waren 290 Menschen an Bord registriert: 239 Passagiere und 51 Besatzungsmitglieder. Zunächst wurden 278 Menschen von der Fähre an Land gebracht, zehn von ihnen kamen ins Krankenhaus. Später riefen ein bulgarischer und ein türkischer Lastwagenfahrer telefonisch um Hilfe, die sich noch auf der Fähre befanden. Am Freitagabend wurden laut Reederei zwei weitere Passagiere, ein Bulgare und ein Afghane, gerettet und ins Krankenhaus gebracht.
Am Samstag waren noch insgesamt neun Gerettete im Krankenhaus. Einer von zwei bulgarischen Patienten habe intubiert werden müssen, teilte das bulgarische Außenministerium mit.
Dass unter den Geretteten nach Angaben der Küstenwache auch zwei Flüchtlinge aus Afghanistan waren, die nicht offiziell auf der Fähre eingecheckt hatten, nährte die Sorge, dass in Wirklichkeit weitere Menschen noch nicht gerettet sein könnten. Es kommt immer wieder vor, dass Migranten als blinde Passagiere von Griechenland nach Italien mitfahren.
Die Brandursache war am Samstag weiter unklar, laut Schiffsminister Giannis Plakiotakis wurde eine Untersuchung dazu eingeleitet. Nach übereinstimmenden Einschätzungen war das Feuer möglicherweise von einem auf der Fähre abgestellten Lastwagen ausgegangen.
Laut ERT wurden der Kapitän und zwei Schiffstechniker der Staatsanwaltschaft vorgeführt. Laut Reederei war die 1995 erbaute “Euroferry Olympia” zuletzt am 16. Februar in Igoumenitsa einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen worden.
Die Zeitung “Kathimerini” berichtete, die griechische Gewerkschaft der Lkw-Fahrer habe bereits 2017 vor dem mangelhaften Zustand der “Euroferry Olympia” und der “Euroferry Egnazia” gewarnt, die beide der Reederei Grimaldi gehören. In einem Brief an das griechische Schifffahrtsministerium klagte die Gewerkschaft demnach, dass die Belüftungsanlage in den Parkdecks nicht funktioniere und es nicht genügend Kabinen für die Zahl der Passagiere gebe.
Mehrere von der “Euroferry Olympia” gerettete Lkw-Fahrer berichteten, einige von ihnen hätten lieber in ihren Fahrzeugen übernachtet, weil die Schiffskabinen so voll gewesen seien.
Quelle: AFP