Bei Erdrutschen und Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen in Brasilien sind mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer sei auf 104 gestiegen, teilte das Büro des Bürgermeisters von Petrópolis am Donnerstag mit. “Es ist unbeschreiblich. Niemals hätten wir uns so etwas vorstellen können”, sagte eine Bewohnerin der nördlich von Rio de Janeiro gelegenen Stadt.
“Als der Regen am Heftigsten war, kam auf einmal eine riesige Menge Schlamm den Berg herunter”, schilderte Elisabeth Lourenço der Nachrichtenagentur AFP. Auf ihr Haus seien Bäume gestürzt, nun suche sie eine Notunterkunft. Die 32-Jährige konnte nur noch schnell ein paar Sachen in zwei Taschen stopfen, als die Behörden die Evakuierung ihres an einem Berg gelegenen Stadtbezirks in Petrópolis anordneten. Neben Lourenço strömten laut dem Bericht eines AFP-Reporters unzählige Menschen den Berg hinab, viele von ihnen in Tränen aufgelöst.
Nach Behördenangaben konnten mindestens 24 Menschen lebend geborgen werden. Es seien jedoch weitere Todesopfer zu befürchten. Ausgelöst worden waren die Erdrutsche durch heftigen Regen am Dienstag – innerhalb von drei Stunden ging so viel Niederschlag auf Petrópolis nieder wie sonst in einem Monat. Straßen wurden zu reißenden Flüssen, Häuser und Autos einfach mitgerissen oder vom Schlamm bedeckt.
Spezialteams mit Booten und Geländefahrzeugen sowie freiwillige Helfer suchten nach möglichen weiteren Opfern. Einsatzkräfte schaufelten Wege durch die Reste eingestürzter Häuser frei, vor allem in den Slums an den Bergen gab es große Schäden. 400 Soldaten wurden zur Unterstützung der Such- und Rettungsteams entsandt.
“Es war der schlimmste Regen seit 1932”, sagte der Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro, Cláudio Castro. “Es ist ein Kriegsszenario.” Hilfsorganisationen riefen zu Spenden auf. Die brasilianische Regierung warnte vor einem “sehr hohen” Risiko neuer Erdrutsche in der Bergregion von Rio de Janeiro, “insbesondere in Petrópolis”. Für die kommenden Tage werden weitere Regenfälle vorhergesagt, die neue Überschwemmungen verursachen könnten.
Der Einwohner Wendel Pio Lourenço sagte, er sei nachts durch die Straßen gegangen und habe ein Mädchen gefunden, das “bei lebendigem Leibe” begraben worden sei. “Jeder sagt, dass es wie ein Kriegsgebiet aussieht”, fügte der 24-jährige hinzu. Die Stadt mit ihren 300.000 Einwohnern wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Der Stadtrat ordnete drei Trauertage an.
Petrópolis liegt in den Bergen des Bundesstaats Rio de Janeiro. Dort steht die Sommerresidenz des ehemaligen kaiserlichen Hofes von Brasilien.
Im Januar 2011 waren in der Bergregion mehr als 900 Menschen ums Leben gekommen, als heftige Regenfälle Überschwemmungen und Erdrutsche verursachten.
Bereits Anfang dieses Monats hatte es in Brasilien Erdrutsche und Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen gegeben. Dabei kamen im Bundesstaat São Paulo 28 Menschen ums Leben. In den vergangenen drei Monaten kam es zudem in den Bundesstaaten Bahia im Nordosten und Minas Gerais im Südosten zu heftigen Regenfällen mit dutzenden Todesopfern.
Quelle: AFP