Knapp neun Jahre nach dem verheerenden Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch und nach jahrelanger Unterbrechung wird der Mordprozess gegen die Verantwortlichen fortgesetzt. Ein Richter habe am Montag die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen 36 Angeklagte angeordnet, sagte Oberstaatsanwalt Sheikh Hemayet Hossain am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. “Wir wollen den Prozess so schnell wie möglich abschließen. Es wurde bereits zu viel Zeit vergeudet”, sagte er.
Der Textilfabrik-Komplex Rana Plaza war am 24. April 2013 unter dem Gewicht mehrerer illegal aufgestockter Etagen eingestürzt. Mehr als 1130 Menschen starben, weitere werden bis heute vermisst. 2000 Menschen wurden verletzt. 2016 erhob ein Gericht Mordanklagen gegen 41 Verantwortliche, darunter die Eigentümer von sieben Fabriken, die das Gebäude nutzten, und zwölf Beamte, die für die Sicherheitskontrollen verantwortlich waren.
Noch kurz vor dem Einsturz hatten sich viele Arbeiter nach eigenen Angaben geweigert, in die Fabrik zu gehen, weil sie angesichts von Rissen in den Mauern eine Katastrophe befürchteten. Die Fabrikbetreiber antworteten den Berichten zufolge auf diese Sorgen mit Knüppeln – wenig später stürzte das Gebäude ein.
Das Verfahren wurde über fünf Jahre lang unterbrochen, während mehrere Angeklagte versuchten, die Aufhebung ihrer Anklagen zu erreichen. Das Oberste Gericht setzte die Anklagen gegen zwei Beamte aus. Inzwischen seien zudem drei Angeklagte gestorben, sagte Staatsanwalt Shamsur Rahman. Unter ihnen sei auch der Vater des Haupteigentümers Sohel Rana.
Die beiden ausgesetzten Fälle sollen demnach gesondert geprüft werden. Laut Oberstaatsanwalt Hossain sind alle Angeklagten mit Ausnahme von Sohel Rana gegen Kaution auf freiem Fuß.
Die Katastrophe warf ein Schlaglicht auf die Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken des südasiatischen Landes, das nach China weltweit die Nummer zwei der Textilproduzenten ist. Viele westliche Modekonzerne lassen in Bangladesch fertigen, auch im Rana Plaza wurde Kleidung für Marken wie Primark und Benetton genäht.
Das Unglück führte dazu, dass die Kontrollen der Gebäude verstärkt und die Löhne der Arbeiterinnen und Arbeiter angehoben wurden. Trotzdem kam es seitdem immer wieder zu tödlichen Einstürzen oder Bränden.
Quelle: AFP