Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat den Rücktritt von Marine-Inspekteur Kay-Achim Schönbach als unzureichend bezeichnet und die Bundesregierung zu einer grundlegenden Änderung ihrer Position im russisch-ukrainischen Konflikt aufgefordert. “Wir begrüßen zwar, dass Herr Schönbach seinen Rücktritt angeboten hat”, sagte Melnyk am Samstagabend in der “Welt”, der Eklat hinterlasse aber “einen Scherbenhaufen” und stelle “die internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands – nicht nur aus ukrainischer Sicht – massiv in Frage”.
Melnyk sagte weiter der “Welt”, die Aussagen von Schönbach hätten “die gesamte ukrainische Öffentlichkeit in tiefen Schock versetzt”. Er zog dabei einen Vergleich zur Zeit des Nationalsozialismus: “Die Ukrainer fühlten sich bei dieser herablassenden Attitüde unbewusst auch an die Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert, als die Ukrainer als Untermenschen behandelt wurden”, sagte Melnyk. Aus den Äußerungen spreche “deutsche Arroganz und Größenwahn, mit denen einer der hochrangigsten Köpfe der Bundeswehr von einer heiligen Allianz mit Kriegsverbrecher Putin und einem deutsch-russischen modernen Kreuzzug gegen China träumt”. Melnyk sprach von einer “zynischen Verharmlosung der völkerrechtswidrigen Krim-Besetzung” und einem mit Hochnäsigkeit vorgetragenen Bezweifeln der Souveränität der Ukraine. Am Samstag waren Videos von ihm im Internet aufgetaucht, auf denen Schönbach sich ganz anders über den Russland-Ukraine-Konflikt äußerte, als es aktuell Linie der Bundesregierung ist. “Hat Russland wirklich Interesse an einem kleinen Stück ukrainischen Bodens?”, fragte der Vizeadmiral am Freitag in Indien bei einer Diskussion auf Englisch und gab sich selbst die Antwort: “Nein, das ist Nonsens.” Russlands Präsident Wladimir Putin habe gar kein Interesse an einem Angriff, sondern er wolle eigentlich nur “Respekt”, so Schönbach weiter. Es sei einfach, Putin diesen Respekt zu erweisen, den der nicht nur einfordert, sondern “wahrscheinlich auch verdient”, sagte der Marine-Chef weiter. Stunden später wurde er gefeuert.
dts Nachrichtenagentur