Impfstoff-Forscher Kai Schulze hält eine Notfallzulassung für einen Nasenspray- oder Inhalationsimpfstoff gegen Corona noch in diesem Jahr für möglich. “Ich könnte mir vorstellen, dass wir schon in diesem Jahr eine Notfallzulassung für eine Boosterimpfung mit einem Schleimhaut-Impfstoff bekommen”, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit mehrere Forschergruppen, die an der Entwicklung eines solchen Mittels arbeiten. Einige seien bereits in der klinischen Erprobung. Über die Vorteile des Impfweges über die Schleimhaut statt über den Muskel sagte Schulze: “Wenn ich Impfstoffe über Mund oder Nase verabreiche, simuliere ich die Immunabwehr direkt am Eintrittsort der Krankheitserreger, die uns über Atmung oder Schlucken erreichen.” Nasal oder oral verabreichte Impfstoffe könnten so im Idealfall bereits die Infektion verhindern. “Übertragen auf das Coronavirus kann man sagen: Das Virus könnte stärker daran gehindert werden, überhaupt in den Körper einzudringen”, sagte der Wissenschaftler der Abteilung Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Und das könnte bedeuten, die Übertragung deutlich zu reduzieren oder sogar zu stoppen. Nasenspray- und Inhalationsimpfstoffe sind Kai Schulze zufolge nicht absolut neuartig. Sie würden bereits im Kampf gegen Grippe oder Tuberkulose eingesetzt und erforscht. Dass ein Schleimhaut-Impfstoff großes Potenzial hätte, Impfgegner umzustimmen, glaubt der Wissenschaftler aber nicht: “Es wird auch bei diesen Impfstoffen noch genug Menschen geben, die sagen, das ist mir egal, ich will trotzdem nicht geimpft werden. Auch da wird es Gegenwind geben.”
dts Nachrichtenagentur