Bauernpräsident Joachim Rukwied hat Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) aufgerufen, schnellstmöglich die Finanzierung neuer “Tierwohl-Ställe” zu klären. “Der Umbau kostet etwa vier Milliarden Euro im Jahr”, sagte er der “Neuen Osnabrücker Zeitung”.
Das Geld brauche man. “Der Umbau der Tierhaltung ist ein Stück weit die Möglichkeit, sich als Tierhalter neu zu erfinden. Die Bauern sind bereit dafür”, so Rukwied weiter. Das Projekt könne aber nur gelingen, wenn nun schnell entschieden werde, wie die neuen Ställe bezahlt werden sollten und der entsprechende Finanztopf geschaffen werde. Der Bauernpräsident verwies auf die Krisensituation gerade in der Schweine- und Rinderhaltung, wo Erzeugerpreise seit Langem im Keller sind. “Ich mache mir Sorgen um den Fortbestand der Tierhaltung in Deutschland”, sagte Rukwied. “Die Betriebe geben reihenweise auf.” Die Zahl der in Deutschland gehaltenen Tiere sei so niedrig wie lange nicht. Umso wichtiger sei es, schnell mit dem Umbau der Tierhaltung zu beginnen, um Perspektiven zu schaffen. Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder mahnte unterdessen, bei den festzulegenden Haltungskriterien für Tiere ambitioniert vorzugehen. “Politische Priorität muss die Entwicklung einer verpflichtenden staatlichen Tierschutzkennzeichnung haben, welche die gesamte Kette abdeckt – von Zucht über Mast und Transport bis zum Schlachthof”, sagte Schröder der NOZ. Er erinnerte daran, dass es für einige Tiere noch gar keine gesetzlichen Haltungsstandards gibt: “Ein Tierschutzkennzeichen entbindet die Bundesregierung nicht von der Verpflichtung, solide gesetzliche Mindeststandards für alle Tiere zu schaffen. Die fehlen bisher für Rinder, Puten, Schafe und Wassergeflügel.”
dts Nachrichtenagentur