Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat angesichts zuletzt immer wieder kurzfristig gekündigter Lieferverträge das Geschäftsmodell von “unseriösen Billigstrom-Anbietern” kritisiert. “Sie erfüllen ihre Lieferverpflichtungen nicht und wälzen ihre hausgemachten Probleme auf die Grundversorger ab”, kritisierte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae am Donnerstag. Auch für die Grundversorger, die gekündigte Stromkunden mit Energie versorgen müssen, könnten durch die kurzfristigen Vertragskündigungen schwere wirtschaftliche Probleme entstehen.
“Nachdem Unternehmen wie Stromio oder gas.de einfach die Energie-Belieferung eingestellt haben, mussten die Grundversorger für die betroffenen Kunden von heute auf morgen zusätzliche Strom- oder Gasmengen im Energiehandel einkaufen”, erklärte Andreae. Die Energiepreise an den Börsen seien aktuell aber so hoch wie niemals zuvor. In Regionen, in denen viele Kunden von Vertragskündigungen betroffen waren, könne der “teure kurzfristige Einkauf zusätzlicher Mengen und die dafür erforderlichen Sicherheiten” die Grundversorger in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen.
Kritik äußerte die BDEW-Hauptgeschäftsführerin auch an einzelnen Verbraucherzentralen, die die Grundversorger kritisiert hatten, weil diese einen Neukundentarif für die gekündigten Stromkunden eingeführt hatten. “Wenn die Grundversorger die neuen Kunden zum gleichen Tarif wie für die Bestandskunden aufnehmen müssten, dann steigen die Kosten für alle”, erklärte Andreae. Zudem müsse kein Kunde gezwungenermaßen in der Ersatzversorgung bleiben, der Tarif könne innerhalb eines Tages gewechselt werden.
Der BDEW forderte die Bundesregierung auf, Regelungen bezüglich des Geschäftsmodells der Billigstromanbieter zu erlassen. Der Verband riet betroffenen Stromkunden außerdem dazu, Schadensersatzansprüche gegen die Billigstromanbieter zu prüfen.
Laut Bundesnetzagentur haben im vergangenen Jahr 39 Energielieferanten in Deutschland die Lieferungen an ihre Kunden eingestellt – im Vergleich zu den Vorjahren war dies nahezu eine Verdopplung. Meist verwiesen die Anbieter bei der Kündigung auf die derzeit hohen Energiepreise an den internationalen Märkten. Mit ihren Kunden hatten die Anbieter jedoch häufig Langzeitverträge mit einer festen Preisbindung abgeschlossen. Sie waren also nicht in der Lage, die Mehrkosten an ihre Kunden weiterzugeben, die Belieferung wurde so unwirtschaftlich.
Quelle: AFP