Die drohende Abschiebung des impfskeptischen Tennis-Stars Novak Djokovic aus Australien sorgt weiter für Wirbel. Nach Protesten von Djokovic-Anhängern in Australien und in seinem Heimatland Serbien kamen am Freitag in Melbourne erneut Dutzende Menschen zusammen, um der Nummer eins der Weltrangliste am orthodoxen Weihnachtsfest ihre Solidarität zu bekunden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisierte, Djokovic verhalte sich nicht wie ein Vorbild. Tennis-Legende Boris Becker sagte, Djokovic mache einen “großen Fehler”.
Der 34-jährige Serbe, der seinen Impfstatus nicht öffentlich macht und sich wiederholt kritisch gegen Corona-Impfungen geäußert hatte, war am Mittwochabend in Melbourne gelandet, nachdem er nach eigenen Angaben eine medizinische Ausnahmegenehmigung von den Veranstaltern der Australian Open für eine Einreise ohne Corona-Impfnachweis erhalten hatte.
Die australischen Grenzbeamten erkannten dies jedoch nicht an. Djokovic wurde stundenlang am Flughafen festgehalten und später offenbar in ein Hotel gebracht, in dem die Behörden Abschiebehäftlinge unterbringen. Vor dem Gebäude kamen am Freitag etwa 50 Unterstützer des Tennis-Stars zusammen.
“Wir wollen ihn unterstützen, weil das unser Weihnachten ist und er eine schwierige Zeit durchmacht”, sagte der Demonstrant Sash Aleksic mit Blick auf das orthodoxe Weihnachtsfest. Außer Djokovic-Fans beteiligten sich auch Impfgegner und Kritiker der australischen Einwanderungspolitik an der Kundgebung. Bereits am Donnerstag hatte es solche Proteste in Melbourne gegeben. Ein Teilnehmer wurde festgenommen, als die Polizei das Gelände räumte.
In der serbischen Hauptstadt Belgrad versammelten sich am Donnerstag hunderte Demonstranten. Sie trugen serbische Flaggen oder Banner, unter anderem mit der Aufschrift: “Sie haben Angst vor dem Besten, stoppt den Corona-Faschismus”. Auch die serbische Regierung hatte Australiens Vorgehen harsch kritisiert.
Djokovics Vater Srdjan verglich die Lage seines Sohnes gar mit dem Leiden Jesu Christi: “Jesus wurde gekreuzigt und vielen Dingen unterworfen, aber er hat durchgehalten und lebt noch unter uns. Novak ist auf die gleiche Weise gekreuzigt worden.” Sein Sohn “erfüllte alle erforderlichen Bedingungen für die Einreise und die Teilnahme an dem Turnier, das er sicherlich gewonnen hätte”, sei aber das Opfer einer “politischen Hexenjagd”.
Laut australischem Grenzschutz wurde Djokovics Visum für das Land wegen fehlender Impfnachweise annulliert. Nun befasst sich ein Gericht mit der möglichen Abschiebung, für Montag ist die nächste Anhörung angesetzt. Richter Anthony Kelly wies Djokovics Anwälte in einer Anhörung am Donnerstag darauf hin, dass die Justiz in ihrem eigenen Tempo vorgehe.
Australiens Innenministerin Karen Andrews betonte, Djokovic werde in Australien nicht gefangen gehalten. Es steht ihm “frei, jederzeit auszureisen”. Andrews bestätigte, dass auch gegen zwei andere Spieler oder Mitarbeiter der Australian Open wegen des Einreise-Skandals ermittelt werde.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach sagte auf RTL, Sportler müssten ein “Vorbild” sein. Dass ein Star wie Djokovic “nicht für sich eine Extrawurst reklamiert, das halte ich für geboten”. Tennis-Legende Becker, früher einmal Djokovics Trainer, schrieb in einem Beitrag für die britische Zeitung “Daily Mail”, Djokovic mache “einen großen Fehler, sich nicht impfen zu lassen”. Er gefährde damit seine “Chance, seinen Status als bester Spieler aller Zeiten zu festigen”.
Das tschechische Außenministerium teilte derweil mit, die Tennis-Spielerin Renata Voracova sei in dieselbe Abschiebe-Haftanstalt gekommen wie Djokovic, nachdem sie nach einer kürzlich überstandenen Covid-19-Erkrankung ohne Corona-Impfung für die Australian Open nach Australien eingereist sei. Weil sie nun nicht richtig trainieren könne, habe Voracova ihrer Ausreise zugestimmt.
Die französische Sportministerin Roxana Maracineanu sagte am Freitag dem Radiosender France Info, nach Frankreich dürfe Djokovic auch ungeimpft für die French Open einreisen. Die Regularien für solche Sport-Großereignisse, bei denen sich die Sportler in einer “Blase” aufhielten, erlaubten dies.
Quelle: AFP