Deutschlands Exporte sind im November weiter gewachsen: Im Vergleich zum schwachen Vorjahresmonat legten sie um 12,1 Prozent zu, im Vergleich zum Oktober immerhin um 1,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Grund seien aber überwiegend Preissteigerungen, nicht ein Mehr an Gütern, erläuterte der DIHK. Und nach China, dem zweitwichtigsten Handelspartner, waren die Ausfuhren rückläufig. Der DIHK sieht den Export “weiterhin in schwierigem Fahrwasser”.
Der Wert der deutschen Ausfuhren betrug im November 125,7 Milliarden Euro. Er lag damit 5,7 Prozent höher als im Februar 2020 vor Beginn der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte.
Die Exporte in Staaten der Eurozone und der gesamten EU legten im Vergleich zum November um jeweils rund 14 Prozent zu. Auch die Ausfuhren in die USA wuchsen um 14,7 Prozent. Nach Großbritannien dagegen gingen 4,9 Prozent weniger Exporte, die nach China schrumpften um 4,2 Prozent auf einen Umfang von 8,9 Milliarden Euro.
Stärker als die Exporte nahmen die Importe zu: Sie legten im Vorjahresvergleich um 19,3 Prozent zu und im Vergleich zum Oktober um 3,3 Prozent. Der Wert betrug 113,7 Milliarden Euro – das war den zweiten Monat in Folge der höchste je gemessene Monatswert in der Außenhandelsstatistik.
Die meisten Importe kamen aus China – ihr Wert betrug 14,1 Milliarden Euro, das waren knapp 30 Prozent mehr als im November 2020, wie das Statistikamt mitteilte. Die Importe aus Drittstaaten insgesamt legten um 22,8 Prozent zu, die aus EU-Staaten um 16,3 Prozent.
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BAG) hob hervor, dass der deutsche Außenhandel nun “deutlich” über Vorkrisenniveau liege. Auch er sieht aber unverändert bestehende Risiken: “Die Probleme in der Logistik, die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, hohe Energiepreise und nicht zuletzt auch die ungewisse Pandemieentwicklung bleiben Faktoren, die die Aufwärtsbewegung stoppen können”, erklärte BAG-Präsident Dirk Jandura.
Auch der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Volker Treier, erklärte, die globalen Lieferketten seien durch Logistikprobleme und Materialengpässe noch immer aus dem Takt “und werden das noch eine geraume Zeit bleiben”. Das belaste die international eng verflochtene deutsche Wirtschaft besonders. Rund zwei Fünftel der importierten Güter werden nach Weiterverarbeitung wieder exportiert.
Hinzu komme: Die deutsche Industrie liege bei ihrer Produktion weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Nach Angaben des Statistikamtes vom Freitag betrug der Abstand im November 7,0 Prozent für das gesamte verarbeitende Gewerbe. Dazu zählen neben der Industrie auch die Baubranche und der Energiebereich. Im Vergleich zum November 2020 sank die Produktion demnach um 2,4 Prozent, im Vergleich zum Oktober um 0,2 Prozent.
Die Industrieproduktion wird seit Anfang 2021 durch Lieferengpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern und Rohstoffen gebremst, erläuterte das Bundeswirtschaftsministerium. Dadurch sei sie im Sommer teilweise deutlich zurückgefahren worden.
Nach einem “substanziellen Plus im Oktober” sehen die Experten des Ministeriums die Seitwärtsbewegung im November – also die Veränderung um 0,2 Prozent – als “eine einsetzende Stabilisierung im Verarbeitenden Gewerbe”. Die aktuelle Indikatorenlage lege “einen verhaltenen Optimismus für die Industriekonjunktur nahe”.
Dennoch dürften die Beeinträchtigungen durch Lieferengpässe “noch einige Monate anhalten”, fügte das Ministerium hinzu. Nach deren Auflösung sei – angesichts voller Auftragsbücher – aber mit einem “dynamischen Wachstum” zu rechnen.
Auch Konjunkturexperte Nils Jannsen vom IfW Kiel sieht für die Industrie “zumindest langsam wieder etwas Licht am Ende des Tunnels”. Für Dezember zeichne sich bei der Industrieproduktion ein “recht deutlicher Anstieg” ab, erklärte er. “Die Belastungen durch die Lieferengpässe bleiben aber groß und werden wohl bis weit in das laufende Jahr hinein anhalten.”
DIHK-Experte Treier äußerte sich deutlich skeptischer. Er verwies auf die “noch nicht eingepreisten Auswirkungen der Ausbreitung der Omikron-Variante”. Das seien keine guten Voraussetzungen für den erhofften Exportaufschwung im Jahr 2022.
Quelle: AFP