Vor Corona-Spitzengespräch zeichnen sich kürzere Quarantänefristen ab

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Vor dem Bund-Länder-Spitzengespräch zur Corona-Lage am Freitag hat sich eine Verkürzung von Quarantäne-Vorgaben abgezeichnet. Dies könnte laut einer Vorlage des Bundesgesundheitsministeriums vor allem für Infizierte mit der Omikron-Virusvariante und deren Kontaktpersonen sowie für Beschäftige im Gesundheitswesen und anderen Bereichen der sogenannten kritischen Infrastruktur gelten. Die Corona-Inzidenz stieg am Donnerstag auf 285,9 an; binnen 24 Stunden verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) 64.340 Neuinfektionen.

Dem Vorschlag des Gesundheitsressorts und des RKI zufolge soll für Corona-Infizierte und deren Kontaktpersonen künftig im Regelfall eine Quarantänezeit von zehn Tagen gelten, die durch einen Test auf sieben Tage verkürzt werden kann. Bislang gelten hier für Omikron-Infizierte 14 Tage ohne die Möglichkeit des Freitestens. 

In besonders wichtigen Arbeitsfeldern soll für Kontaktpersonen ein Freitesten nach fünf Tagen möglich sein, ebenso für Schulkinder, die Kontaktpersonen von Infizierten sind. Generell sollen Kontaktpersonen von Quarantäne befreit werden, wenn sie vor weniger als zwei Monaten die zweite Impfung erhalten haben oder über einen Booster-Impfschutz verfügen. Auch dies gilt bisher bei Omikron-Fällen nicht. Allerdings würden für Menschen mit länger zurückliegenden Impfungen die Regeln damit teilweise schärfer.

Schleswig-Holstein beschloss bereits am Donnerstag neue Quarantäneregeln, ohne die Bund-Länder-Beratungen abzuwarten. Insbesondere wurden geltende Sonderregeln für Omikron-Fälle gestrichen, die in dem Land bereits stark verbreitet sind. 

Dagegen wurde bundesweit um die künftigen Regelungen weiterhin gerungen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) warnte vor generellen Quarantäne-Verkürzungen. “Omikron ist extrem gefährlich, gerade für ungeimpfte Personen”, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte drängte auf Quarantäneverkürzungen auch für alle Minderjährigen um “Schulschließungen durch die Hintertür” zu vermeiden.

Debatten gab es vor der Bund-Länder-Runde auch um mögliche zusätzliche Schutzmaßnahmen angesichts der rapiden Ausbreitung von Omikron. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nannte im TV-Sender Welt als eine Möglichkeit die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske in Zügen oder mögliche neue Reisebeschränkungen.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen drängte auf eine bundesweite 2G-plus-Regel als “Minimalschutz” sowie “deutlich weitergehende Kontaktbeschränkungen”. Auch forderte er im “Handelsblatt”, die epidemische Lage von nationaler Tragweite wieder durch den Bundestag festzustellen, wodurch etwa auch generelle Schließungen von Restaurants und Geschäften wieder möglich würden. Im Redaktionsnetzwerk Deutschland sprach er zudem von möglichen strengeren Kontaktbeschränkungen.

FDP-Chef Christian Lindner warnte dagegen vor aus seiner Sicht zu weitgehenden Einschränkungen. Erforderlich seien nun “maßvolle Beschränkungen” wie etwa strengere Abstandsregeln. Einen neuen Lockdown mit flächendeckenden Schließungen dürfe es aber nicht geben, sagte er auf dem Dreikönigstreffen seiner Partei in Stuttgart.

“Wir brauchen Vorsicht, wir brauchen Augenmaß, aber auf verlässlicher Zahlenbasis, auf vernünftigen, nachvollziehbaren wissenschaftlichen Entscheidungen, die dann auch vor Gericht standhalten”, sagte CSU-Chef Markus Söder dem Sender “Bild”. Er mahnte, Einschränkungen müssten auch gerichtsfest sein. 

Für eine 2G-Plus-Regel für viele Bereiche warb in Schwerin auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Eine Ausweitung kostenloser PCR-Tests verlangte Unions-Fraktionsvize Sepp Müller.

Das RKI verzeichnete unterdessen auch 443 neue Todesfälle nach einer Corona-Infektion. Zudem wurden einschließlich Nachmeldungen 8916 neue Omikron-Fälle in Deutschland registriert. Deren Zahl stieg damit in einem Tag um 21 Prozent auf nun 51.472.

Quelle: AFP

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