Südafrika nimmt Abschied von Friedensnobelpreisträger Tutu

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Südafrika nimmt Abschied von einem Nationalhelden: In einer feierlichen Zeremonie wurde am Donnerstag der Leichnam des Anti-Apartheid-Kämpfers und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu in der Sankt-Georg-Kathedrale von Kapstadt aufgebahrt. In der anglikanischen Kirche hatte Tutu bis 1996 als Erzbischof gewirkt.

Tutus Nachfolger, der anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba, führte die Sargträger am Donnerstag an. Bevor der schlichte Kiefernsarg aus dem Leichenwagen und in die Kathedrale gebracht wurde, sprach Makgoba ein Gebet. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, nahm an der Zeremonie auch Tutus Witwe Leah teil. Das Paar war seit 1955 verheiratet und bekam vier Kinder. 

Tutu war am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. In ganz Südafrika hängen die Flaggen derzeit auf Halbmast. Vor dem aufgebahrten Leichnam von Tutu können die Menschen in Kapstadt zwei Tage lang Abschied nehmen, am Samstag wird der Friedensnobelpreisträger dann bestattet.

Die Aufbahrung von Tutus Leichnam sei auf zwei Tage ausgedehnt worden, weil “eine Massenpanik befürchtet” worden sei, sagte Pastor Gilmore Fry. Seit Tutus Tod kamen bereits hunderte Menschen in die anglikanische Kathedrale, um Blumen niederzulegen und sich in ein Kondolenzbuch einzutragen. Seit Montag läuten als Zeichen der Trauer um Tutu jeden Mittag die Glocken der Sankt-Georg-Kathedrale für zehn Minuten.

Joan Coulson und ihre Schwester gehörten zu den ersten, die am frühen Morgen Abschied von Tutu nahmen. “Wir sind gekommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen”, sagte Coulson. Sie habe Tutu als 15-Jährige getroffen. “Heute bin ich 70”, sagte sie. Tutu sei für sie ein Rockstar “wie Elvis” Presley gewesen.

Tutu war der erste Schwarze an der Spitze der Anglikanischen Kirche. Für seine Opposition gegen das Apartheid-Regime wurde er 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 

Am 1. Januar wird Tutus Leichnam eingeäschert. An seiner Bestattung dürfen aufgrund der Corona-Bestimmungen nur100 Trauergäste teilnehmen. 

Wie Tutus Stiftung mitteilte, hatte sich der Friedensnobelpreisträger vor seinem Tod eine Trauerfeier mit wenigen militärischen Ritualen sowie einen schlichten Sarg gewünscht. Tutu habe darauf bestanden, dass es “keine prahlerischen oder verschwenderischen Ausgaben” für seine Bestattung gebe. Sogar der Sarg habe der “billigstmögliche” sein sollen. Am Tag der Beerdigung soll in der Kathedrale deshalb nur ein Nelken-Bouquet seiner Familie ausgestellt werden.

Nach seiner Emeritierung als Erzbischof wurde Tutu Vorsitzender der zur Aufarbeitung der Apartheidverbrechen gegründeten Wahrheits- und Versöhnungskommission. In den vergangenen Jahren zog sich der an Prostatakrebs erkrankte Nobelpreisträger weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. 

Quelle: AFP

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