Die bekannte schweizerisch-französische Fotografin Sabine Weiss ist tot. Wie ihre Familie am Mittwoch mitteilte, starb sie im Alter von 97 Jahren bei sich Zuhause in Paris. Über fast acht Jahrzehnte lang hielt Weiss den gesellschaftlichen Wandel in ihren Bildern fest. Sie galt als letzte Vertreterin der französischen Schule der humanistischen Fotografie, der auch so berühmte Kollegen wie Robert Doisneau, Willy Ronis oder Brassaï angehörten.
Weiss wurde 1924 in der Schweiz geboren. Mit zwölf Jahren kaufte sie ihre erste Kamera, mit 16 Jahren begann sie eine Lehre in einem renommierten Genfer Fotostudio. 1946 ließ sie sich in Paris nieder, 1995 nahm sie die französische Staatsbürgerschaft an.
Schon früh begann Weiss, die Lebensumstände gewöhnlicher Menschen zu dokumentieren. Ihre erste Anstellung nach ihrer Ankunft in Paris hatte sie bei dem Modefotografen Willy Maywald. Bekannt war die Pionierin der Nachkriegsfotografie auch für ihre Modeaufnahmen in der “Vogue” sowie für ihre Porträtfotos, darunter der Komponisten Benjamin Britten und Igor Strawinsky und des Malers Fernand Léger. Zu ihren Kunden gehörten neben der “Vogue” auch “Newsweek”, “Time”, “Life”, “Esquire” und “Paris Match”.
“Von Anfang an musste ich von der Fotografie leben, sie war nichts Künstlerisches”, sagte die nur 1,55 Meter große Künstlerin 2014 einmal der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. “Es war ein Handwerk, ich war Foto-Handwerkerin”. Gleichzeitig sagte sie aber auch, ein gutes Foto müsse “berühren, gut komponiert und schlicht sein”. Die Gefühle der Protagonisten müssten “ins Auge springen”.
Ihre Werke wurden in rund 160 Ausstellungen weltweit gezeigt und hängen in den ständigen Sammlungen bedeutender Museen – darunter das Museum of Modern Art und das Metropolitan Museum of Art in New York sowie das Centre Pompidou in Paris. Mit großer Freude hatte Weiss noch im Juli eine Retrospektive ihres Werks im Museon Arlaten in Arles besucht. Gezeigt wurden vor allem Straßenszenen wie Porträts bettelnder Kindern.
Ab März sind ihre Fotos in Venedig zu sehen – laut ihrem Team handelt es sich um eine “Hommage” an ihr Werk.
“Ich habe in der Fotografie alles gemacht”, sagte Sabine Weiss im vergangenen Jahr AFP. “Ich war in Leichenhallen und in Fabriken, ich habe reiche Leute fotografiert und ich habe Mode fotografiert”, sagte sie. “Aber was bleibt, sind die Bilder, die ich für mich selbst gemacht habe, in stillen, heimlichen Momenten.”
Quelle: AFP