Taliban schränken Bewegungsfreiheit afghanischer Frauen weiter ein

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Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan schränken die Rechte von Frauen immer weiter ein: Einer neuen Richtlinie zufolge sollen Frauen nur noch längere Reisen unternehmen dürfen, wenn sie von einem nahen männlichen Verwandten begleitet werden. Alle Fahrzeughalter werden außerdem aufgefordert, nur Trägerinnen eines islamischen Hidschab zu transportieren. Menschenrechtsaktivisten verurteilten die Einschränkungen.

“Frauen, die eine Strecke von mehr als 72 Kilometern zurücklegen, sollten nicht mitgenommen werden, wenn sie nicht von einem engen Familienmitglied begleitet werden”, sagte ein Sprecher des Ministeriums für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters am Sonntag. In der neuen Anweisung des Ministeriums werden die Menschen auch aufgefordert, in ihren Fahrzeugen keine Musik mehr zu hören. 

Veröffentlicht wurden die neuen Richtlinien in den Online-Netzwerken. Bereits in den vergangenen Wochen hatten die Taliban die Rechte von Frauen massiv beschnitten. So wurden die afghanischen Fernsehsender aufgefordert, keine Dramen und Seifenopern mit Schauspielerinnen mehr zu zeigen. Das Tugend-Ministerium hatte auch Fernsehjournalistinnen aufgefordert, bei ihren Auftritten Hidschabs zu tragen. 

In Europa wird unter dem Hidschab lediglich das islamische Kopftuch verstanden, gemeint sein kann aber auch die zusätzliche Verschleierung des Gesichts oder des restlichen Körpers. Die Taliban haben bisher offengelassen, wie sie Hidschab definieren. Die meisten Afghaninnen tragen Kopftuch.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch prangerte die jüngsten Einschränkungen durch die Taliban als eklatanten Eingriff in die Frauenrechte an. Die neue Richtlinie zum Reiseverkehr mache Frauen noch mehr zu “Gefangenen”, sagte die für Frauenrechte zuständige HRW-Direktorin Heather Barr der Nachrichtenagentur AFP. Die Maßnahme verhindere, “dass Frauen sich frei bewegen oder in eine andere Stadt fahren können, dass sie Geschäfte machen oder fliehen können, wenn sie zu Hause Gewalt erleben”, kritisierte Barr.

Die Taliban hatten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Angetreten waren die Islamisten mit dem Versprechen, dass ihre neue Herrschaft milder ausfallen werde als jene in den 90er Jahren. Berichte über Frauen, die an der Rückkehr an ihre Arbeitsplätze gehindert werden und Mädchen, die nicht zur Schule gehen können, schüren jedoch starke Zweifel an diesen Zusicherungen.

Der als islamistischer Hardliner bekannte Minister für höhere Bildung, Abdul Baki Hakkani, sagte am Sonntag, der Zugang von Frauen zu Bildung werde derzeit diskutiert. “Das Islamische Emirat ist nicht gegen die Ausbildung von Frauen, es ist aber gegen gemeinsamen Unterricht”, sagte er. “Wir arbeiten an einer islamischen Umgebung, in der Frauen studieren könnten”, fügte er hinzu. Dies könne aber “eine Zeit lang dauern”. Angaben dazu, wann Mädchen und Frauen zur Schule oder an die Universität zurückkehren können, machte er nicht.

Während ihrer Herrschaft in den 90er Jahren hatten die Taliban Frauen massiv unterdrückt. Mädchen durften nicht zur Schule gehen, Frauen durften das Haus nur mit einer Burka bekleidet und mit männlicher Begleitung verlassen. 

Internationale Geberländer haben mehrfach betont, dass die Achtung von Frauenrechten eine Voraussetzung für die Wiederherstellung internationaler Hilfen für Afghanistan sei. Dem zentralasiatischen Land steht nach Einschätzung der Vereinten Nationen in diesem Winter eine “Lawine des Hungers” bevor. 22 Millionen Bürger sind demnach von Ernährungsunsicherheit bedroht.

Quelle: AFP

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