Nach dem Tod von Desmond Tutu haben zahlreiche Politiker den südafrikanischen Friedensnobelpreisträger und Anti-Apartheid-Kämpfer gewürdigt. Tutus Tod sei “ein weiteres Kapitel der Trauer im Abschied unserer Nation von einer Generation herausragender Südafrikaner, die uns ein befreites Südafrika hinterlassen haben”, erklärte Staatspräsident Cyril Ramaphosa am Sonntag. Der emeritierte Erzbischof, der im Alter von 90 Jahren gestorben war, galt als moralischer Kompass in seiner Heimat – auch lange nach dem Ende der Apartheid.
Er drücke “im Namen aller Südafrikaner seine tiefe Trauer” aus, erklärte Ramaphosa. Tutu sei “ein Mann von außergewöhnlicher Intelligenz, integer und unbesiegbar gegen die Kräfte der Apartheid” gewesen und habe sich “für die Unterdrückten auf der ganzen Welt” eingesetzt.
Der frühere US-Präsident Barack Obama bezeichnete Tutu als ” Mentor und Freund”. Der Erzbischof sei ein “universeller Geist” gewesen, “der im Kampf für Befreiung und Gerechtigkeit in seinem eigenen Land verwurzelt war, sich aber auch mit Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt befasste”, erklärte Obama. Tutu habe versucht, “Menschlichkeit in seinen Gegnern zu finden”.
“The Arch”, wie Tutu von den Südafrikanern liebevoll in Anspielung auf sein Amt und seine Rolle als Versöhner genannt wurde, wurde auch im hohen Alter nicht müde, sich mit der Führung seines Landes anzulegen und Korruption und Missstände anzuprangern. Er legte sich auch mit seiner anglikanischen Kirche an, als er deren Umgang mit Homophobie kritisierte. Zuletzt trat der als heiter und energetisch bekannte Friedensnobelpreisträger jedoch nur noch selten in der Öffentlichkeit auf.
Im Mai zeigte er sich seinen Landsleuten, als er gemeinsam mit seiner Frau Leah die Covid-Impfung erhielt. Im Rollstuhl sitzend winkte er in die Kameras – ein Bild, das nur schwer mit dem lebhaften Mann zu vereinbaren war, der einst die Welt mit seiner scharfen Kritik an Südafrikas Apartheid-Regime in seinen Bann zog. Zuletzt war er bei den Feierlichkeiten zu seinem 90. Geburtstag in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen.
Vor seiner ehemaligen Kirchengemeinde in Kapstadt sowie vor seinem Wohnhaus versammelten sich am Sonntag Trauernde und legten Blumen nieder. “Es ist sehr, sehr traurig, dass er gestorben ist. Er war ein so guter Mensch”, sagte die pensionierte Buchhalterin Diane Heard.
Auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson zeigte sich “zutiefst betrübt”. “Er war eine entscheidende Figur im Kampf gegen die Apartheid und im Kampf für die Schaffung eines neuen Südafrikas – und man wird sich an ihn wegen seiner geistlichen Führung und seines unbändigen guten Humors erinnern”, schrieb Johnson auf Twitter.
Der Vatikan würdigte in einer Erklärung Tutu für “die Förderung der Rassengleichheit und der Versöhnung”. Tutus “Kampf für das Ende der Apartheid und die südafrikanische Versöhnung wird in unserer Erinnerung bleiben”, erklärte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
Tutu, am 7. Oktober 1931 in Klerksdorp nahe Johannesburg geboren, wurde im Alter von 30 Jahren zum anglikanischen Priester geweiht. 1984 wurde ihm der Friedensnobelpreis für seine Opposition gegen das Apartheid-Regime in Südafrika verliehen. Im selben Jahr wurde er der erste schwarze Bischof von Johannesburg und forderte ein Embargo gegen die Regierung der weißen Minderheit. Während die politischen Vorkämpfer um Nelson Mandela im Gefängnis saßen, setzte sich Tutu für Gerechtigkeit ein.
Einen seiner wichtigsten Aufträge erhielt Tutu nach dem Ende der Apartheid: Ab 1996 führte er die Wahrheits- und Versöhnungskommission an, die öffentliche Anhörungen zu den Gräueltaten während der Apartheid abhielt. Der Bischof prägte den Ausdruck “Regenbogennation” für Südafrika, als Mandela 1994 der erste schwarze Präsident des Landes wurde.
Quelle: AFP