“Eine flächendeckende Nachverfolgung findet im Moment fast gar nicht mehr statt”, sagte die Bundesvorsitzende der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben).
“Mehrere Länder haben sogar komplett die Suche nach Kontaktpersonen ausgesetzt, zum Beispiel Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg.” Man gehe dort davon aus, dass sich die Menschen selbst informieren würden, was sie bei einem positiven Testergebnis oder einem Risikokontakt tun müssen. “Die Frage ist, ob alle das tun”, so Teichert. “Wegen der vielen positiv getesteten Personen und dem Anstieg der Inzidenzen liegt der Fokus jetzt darauf, erst einmal die zahlreichen Coronafälle zu erfassen und zu melden.” Die Lage sei sehr angespannt, weil die Gesundheitsämter schon lange über dem Limit arbeiten würden. Eine Folge sei die sich verschärfende Personalnot: “Seit Beginn der Pandemie beobachte ich neben der Fluktuation auch eine Flucht des Personals aus den Gesundheitsämtern”, sagte Teichert. Neben der Arbeitsbelastung liege dies auch an der vergleichsweisen schlechten Bezahlung, so Teichert mit Blick auf die Bezahlung von Ärzten in Krankenhäusern. “Es gibt ein erhebliches Lohngefälle, das die Arbeit im Gesundheitsamt unattraktiv macht.” Sie hat daher gefordert, die Gesundheitsämter dauerhaft mit mehr gut bezahltem Fachpersonal auszustatten. Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen hat vor der fehlenden Kontaktnachverfolgung besonders bei der Omikron-Variante gewarnt. “Sie kann sich rasant ausbreiten, ohne dass dies rechtzeitig bemerkt wird”, sagte er dem RND. “Wichtig ist, dass auch die Kontaktpersonen informiert werden und sich testen lassen. Wo das nicht geschieht, können symptomlose Infizierte die Omikron-Variante unbemerkt weitergeben.” Dahmen befürchtet: “Wenn wir nicht frühzeitig bemerken, dass die tatsächlichen Fallzahlen steigen, kann die Politik darauf nicht angemessen reagieren.”
dts Nachrichtenagentur