Die hohe Corona-Inzidenz und die deutlich gestiegenen Preise trüben die Kauflaune der Deutschen deutlich. Dazu kommen die 2G-Regeln für weite Teile des Einzelhandels – sie “versetzen dem Weihnachtsgeschäft einen schweren Schlag”, erklärte Konsumexperte Rolf Bürkl von der GfK. Auch die Aussichten für den Beginn des kommenden Jahres seien wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante “gedämpft”.
Die GfK befragt monatlich rund 2000 Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland; das so ermittelte Konsumklima sinkt zum zweiten Mal in Folge deutlich. Im Dezember lag das Barometer bei minus 1,8 Punkten, im Januar stürzt es auf minus 6,8 Punkte ab.
Gefragt wird nach Konjunktur- und Einkommenserwartungen sowie nach der Neigung, größere Anschaffungen zu machen. Die Konjunkturaussichten sind nach Ansicht der Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell schlecht. Vor allem unterbrochene Lieferketten machen einer Reihe von Unternehmen derzeit schwer zu schaffen, wie die GfK erläuterte. Fehlende Vorprodukte, wie zum Beispiel Halbleiter, führten zu einer Drosselung oder sogar einem kompletten Stillstand der Produktion.
Die Folgen bekommen auch die Arbeitnehmer in Form von Kurzarbeit zu spüren. Ihre Einkommensaussichten sanken daher spürbar, wie die GfK-Befragung ergab. Dazu trägt bei, dass die steigenden Preise bei Energie und Lebensmitteln die Kaufkraft schwächen. Das Statistische Bundesamt teilte am Dienstag mit, dass die Teuerung den Verdienstanstieg im Quartal von Juli bis September komplett aufgezehrt hat.
Die Preise steigen seit Mitte diesen Jahres. Bürkl rechnet hier nicht so schnell mit Entspannung. Er sieht “mittel- bis langfristig” die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale: Aufgrund deutlich steigender Preise forderten die Gewerkschaften als Inflationsausgleich spürbare Lohnerhöhungen, die die Unternehmen in Form höherer Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen dann an die Verbraucher weitergäben.
Entsprechend wenig Lust auf teurere Einkäufe haben die Deutschen derzeit. Die von der GfK erfragte Anschaffungsneigung sinkt auf den niedrigsten Wert seit Januar 2021. Dazu kommt: “Weihnachtsmärkte sind abgesagt, die Frequenz in den Innenstädten fehlt.” Die 2G-Regel verringere die Shopping-Lust zusätzlich, wie Bürkl erklärte. “Zum anderen brechen Konsumenten, die weder geimpft noch genesen sind, komplett weg.”
Die Aussichten für die Konsumkonjunktur für das kommende Jahr sind in erster Linie vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängig, wie Bürkl betonte. “Erfolgt die Pandemiebekämpfung rasch und erfolgreich, werden Beschränkungen in größerem Umfang gelockert und der Konsum wird sich zügig erholen. Sollte sich jedoch im weiteren Verlauf das Infektionsgeschehen wieder verstärken, wird sich der Aufschwung weiter verzögern.” Der Konsum gilt als eine wichtige Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.
Der Konsumklima-Index hatte vor Ausbruch der Corona-Pandemie jahrelang um die zehn Punkte gelegen. Der Wert von 1,0 Punkten im Oktober dieses Jahr war der höchste seitdem.
Quelle: AFP