Chinesischer Tennisstar nimmt Missbrauchsvorwürfe gegen Parteifunktionär zurück

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Überraschende Wende im Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai: In ihrem ersten Interview seit ihrem mehrwöchigen Verschwinden aus der Öffentlichkeit nahm die 35-Jährige am Sonntag die gegen einen Parteifunktionär erhobenen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs zurück – und sprach von “vielen Missverständnissen”. Der Damentennis-Verband WTA zeigte sich angesichts der Äußerungen am Montag erneut besorgt um das Wohlergehen der Tennisspielerin. 

Der Fall Peng Shuai beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit. Im Twitter-ähnlichen chinesischen Online-Dienst Weibo hatte die Tennisspielerin Anfang November dem früheren chinesischen Vize-Regierungschef Zhang Gaoli vorgeworfen, sie zum Sex gezwungen zu haben. 

Der Beitrag wurde rasch von den chinesischen Behörden zensiert, Peng selbst wurde fast drei Wochen lang nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Sportverbände, die Vereinten Nationen und westliche Regierungen zeigten sich daraufhin alarmiert über das Schicksal des Tennisstars. 

Unter wachsendem internationalen Druck veröffentlichten chinesische Staatsmedien immer wieder Video- und Fotoaufnahmen, auf denen Peng angeblich zu sehen war. Am Sonntag äußerte sich der Tennis-Star nun zum ersten Mal seit Beginn der Affäre öffentlich – und nahm die Vorwürfe gegen Zhang zurück. 

“Ich habe nie etwas gesagt oder geschrieben, worin ich jemanden eines sexuellen Übergriffs beschuldigt habe”, sagte Peng der in Singapur erscheinenden Zeitung “Lianhe Zaobao”. “Ich möchte diesen Punkt ganz klar betonen.” 

Auf ihrer Website veröffentlichte die Zeitung ein verwackeltes Video von Peng, das die Tennisspielerin offenbar bei einer Sportveranstaltung in Shanghai zeigte. Peng bestritt nicht, dass sie den Beitrag über ihr Verhältnis mit Zhang bei Weibo veröffentlicht hatte. Sie sprach aber von einer “privaten Angelegenheit”, um die es “viele Missverständnisse” gebe. 

Peng und Zhang hatten über Jahre eine heimliche Beziehung mit vielen Unterbrechungen geführt. Dem Weibo-Beitrag von Anfang November zufolge hatte eine Vergewaltigung am Beginn dieser Beziehung gestanden. Zhang hatte die Beziehung demnach kurz vor Veröffentlichung des Posts beendet. 

Auf die Frage, ob sie sich seit den Berichten über die Vorwürfe habe frei bewegen können oder ob sie überwacht worden sei, antwortete Peng, sie sei “immer sehr frei” gewesen. Bei der Veranstaltung trug die 35-jährige Doppel-Wimbledon-Siegerin ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift “China”.

Der Damen-Tennis-Verband WTA äußerte erneut Zweifel an Pengs Sicherheit und Wohlergehen. Er fordere weiterhin eine “lückenlose, faire und transparente” Untersuchung des Falls Peng, teilte der Verband mit. Das neue Video habe “die erheblichen Bedenken des WTA hinsichtlich ihres Wohlbefindens und ihrer Möglichkeiten, frei von Zensur oder Zwang zu kommunizieren, weder verringert noch ausgeräumt”.

Der WTA hatte Anfang Dezember angekündigt, vorerst keine Turniere mehr in China auszurichten. Verbandschef Steve Simon erklärte damals, er habe zwei E-Mails von Peng erhalten. In einer der E-Mails, die auch von chinesischen Staatsmedien veröffentlicht wurde, hatte Peng geschrieben: “Alles ist gut.” 

Simon erklärte dazu, es falle ihm schwer an die Echtheit der E-Mail zu glauben. In dem Video-Interview mit “Lianhe Zaobao” sagte Peng, die E-Mail sei echt gewesen und “komplett aus meinem freien Willen” entstanden. 

Quelle: AFP

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