Staatsanwaltschaft im Maxwell-Prozess beendet Beweisführung früher als erwartet

Copyright APA/AFP/Archiv FLORIAN WIESER

Früher als erwartet hat die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen Ghislaine Maxwell ihre Beweisführung am Freitag beendet. Nach der Aussage ihrer vierten und letzten Hauptzeugin geht das Verfahren vor dem Gericht in New York voraussichtlich erst am kommenden Donnerstag weiter. Die US-Justiz wirft der langjährigen Vertrauten des verstorbenen US-Sexualstraftäters Jeffrey Epstein vor, über Jahre Minderjährige für ihn rekrutiert zu haben. Sie weist dies zurück.

Vor dem Gericht schilderte die heute 42-jährige Annie Farmer, wie sie im Alter von 16 Jahren von Maxwell und Epstein sexuell missbraucht worden sei. Bereits bei ihrem ersten Treffen in einem Kino habe der einflussreiche Finanzinvestor begonnen, ihre Hände, Füße und Beine zu streicheln. Sie habe sich unwohl gefühlt, doch niemandem davon erzählt, weil sie um den Job ihrer Schwester Maria gefürchtet habe.  

Monate später wurde Farmer dann nach Aussage ihrer Mutter Janice Swain zu einer angeblichen “Klausur” mit Epstein, Maxwell und zwei Dutzend “akademisch begabter” Schülerinnen auf Epsteins Ranch in New Mexiko eingeladen. Epstein sagte Swain demnach, dass Maxwell die Mädchen “beaufsichtigen” würde. Doch bei der Ankunft sei sie mit dem Paar allein gewesen.

Nachdem Epstein und Maxwell sie zum Shoppen und ins Kino mitgenommen hatten, habe Maxwell sie aufgefordert, sich von ihr massieren zu lassen und dafür auszuziehen, berichtete Farmer. Dann habe sie angefangen, “meine Brust zu reiben”. “Ich denke, dass dies alles ein System war, um meine Grenzen aufzuweichen”, sagte Farmer den Geschworenen. “Mit dem letztendlichen Ziel, mich sexuell zu missbrauchen”.

Farmer war die erste Klägerin, die vor Gericht mit ihrem vollen Namen auftrat. Ihre Aussage ähnelt den Berichten der anderen Hauptzeuginnen. Maxwells Verteidigerin Laura Menninger wies im Kreuzverhör darauf hin, dass Farmer das Erlebnis auf der Ranch in ihrem Tagebuch mit keinem Wort erwähnte. Die 42-Jährige erwiderte, sie habe sich auch so an das “sehr verstörende Ereignis” erinnert.

Das Verfahren gegen Maxwell hatte Ende November begonnen. Die US-Justiz wirft ihr vor, Epstein über Jahre hinweg Minderjährige zugeführt zu haben, die dieser dann missbraucht hatte – und teilweise selbst daran beteiligt gewesen zu sein. Der 59-Jährigen wird in sechs Anklagepunkten Sexhandel in den Jahren 1994 bis 2004 zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung droht der Tochter des britischen Medienmoguls Robert Maxwell jahrzehntelange Haft.

Der bereits in der Vergangenheit wegen Sexualverbrechen verurteilte Epstein war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden worden. Nach Angaben der Behörden beging er Suizid.

Maxwells Anwaltsteam hat noch nicht bekannt gegeben, wen sie zu ihrer Verteidigung aufrufen will. Seine Strategie zielte bisher vor allem darauf ab, die Fähigkeit der mutmaßlichen Opfer in Frage zu stellen, sich an Ereignisse zu erinnern, die rund ein Vierteljahrhundert zurückliegen.

Es gilt als unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass Maxwell selbst aussagen wird. Ein solcher Schritt wäre riskant, da sie in dem Fall einem intensiven Kreuzverhör durch die Staatsanwaltschaft ausgesetzt wäre.

Quelle: AFP

Aktuelle Beiträge

Exklusiv Interviews

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Ihre E-Mail-Adresse wird nur für Werbe-E-Mails und kritische Nachrichtenankündigungen verwendet.