Ein Comeback der Nachtzüge soll mehr Menschen zum Umstieg vom Flugzeug auf die klimafreundlichere Schiene bewegen – ab Ende 2023 sind nun auch zwischen Berlin und Brüssel sowie zwischen Berlin und Paris Verbindungen geplant. Bereits am Montag gehen zwei neue Nachtzugverbindungen an den Start: auf der Strecke Wien-München-Paris und zwischen Zürich, Köln und Amsterdam.
Die beiden Linien bilden den Auftakt einer gemeinsamen Nachtzug-Offensive der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), der Deutschen Bahn (DB), der französischen SNCF, der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und in Kooperation mit den Niederländischen Eisenbahnen (NS). “Ein starkes Verkehrsangebot auf der Schiene ist unverzichtbar, um die Klimaziele der EU zu erreichen”, erklärte der DB-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber am Samstag. “Europas führende Bahnen vereinen ihre Kräfte für den Nachtzug”, fügte er hinzu.
ÖBB-Chef Andreas Matthä bezeichnete die Nightjet genannten Nachtzugverbindungen als “klimafreundliche Alternative zum Kurzstreckenflug innerhalb Europas”. Die neuen Verbindungen seien “ein starkes Zeichen der internationalen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Bahnen”.
Ab dem 13. Dezember fährt der Nightjet dreimal wöchentlich von Wien nach Paris. Jeweils am Montag, Donnerstag und Samstag geht es direkt vom Wiener Hauptbahnhof über St. Pölten, Linz, Salzburg, München (Ost) und Straßburg nach Paris Gare de l’Est. Abfahrt in Wien ist um 19.40 Uhr, Ankunft in Paris am nächsten Tag um 9.42 Uhr. Jeweils am Dienstag, Freitag und Sonntag wird die Verbindung von Paris nach Wien angeboten. Der Direktzug nach Paris lasse “die Geschichte des Orient-Expresses wiederaufleben, der bis 2007 auf dieser Verbindung unterwegs war”, erklärten ÖBB und DB gemeinsam.
Ebenfalls ab kommendem Montag startet ein neuer Nightjet von Zürich über Basel und Köln nach Amsterdam. Die beiden Nightjet-Linien verbinden nach Unternehmensangaben “in Summe 15 deutsche Städte mit dem europäischen Nachtzugnetz”. Die außerdem geplanten Linien Berlin-Brüssel und Berlin-Paris starten demnach “im Dezember 2023”.
Nachtzüge haben das Bild des Reisens in Europa lange Zeit mitgeprägt – häufig rechneten sich die teuren Strecken in der Vergangenheit für die Betreiber aber nicht, hinzu kam die Konkurrenz durch Billigflieger.
Angesichts der Klimakrise zeichnet sich mit der wachsenden Zahl der Verbindungen nun aber zunehmend eine Renaissance der Nachtzug-Ära ab. Denn Nachtzüge gelten als um ein vielfaches klimafreundlicher als Flugreisen, auch wenn der CO2-Ausstoß pro Reisendem nur schwer einheitlich berechnet werden kann, weil er etwa von der Auslastung der Züge oder der Produktionsweise des verwendeten Stroms abhängt.
Quelle: AFP