Mindestens 54 Migranten sterben in Mexiko bei Lastwagen-Unfall

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Mindestens 54 in einem Lkw-Container eingepferchte Migranten sind bei einem Unfall in Mexiko ums Leben gekommen. Mehr als hundert Menschen seien bei dem Unglück am Donnerstag verletzt worden, teilten die mexikanischen Behörden am Freitag mit. Die Migranten stammten demnach hauptsächlich aus Guatemala. Sie wollten in dem völlig überfüllten Lkw-Auflieger offenbar in die USA gelangen. 

Die Migranten waren in dem Lastwagen eng zusammengepfercht. Der Lkw überschlug sich im Süden Mexikos in dem an der Grenze zu Guatemala gelegenen Bundesstaat Chiapas. Nach Angaben der Nationalgarde starben mindestens 54 Menschen. 105 Insassen seien verletzt worden, unter ihnen 95 Menschen aus Guatemala.

Die Autobahn, auf der das Unglück vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit geschah, ist eine der Haupttransitrouten Richtung Norden und wird immer wieder von Menschen aus den armen Ländern Zentralamerikas genutzt, die sich in den USA ein besseres Leben erhoffen. 

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador erklärte auf Twitter, er bedauere “zutiefst die Tragödie”. Der Präsident Guatemalas, Alejandro Giammattei, versprach den Betroffenen des Unglücks “jede notwendige konsularische Hilfe, einschließlich Rückführungen”. 

López Obrador sagte, auch die meisten Todesopfer seien guatemaltekische Migranten. Unter den Verletzten waren der Nationalgarde zufolge auch insgesamt zehn Minderjährige aus Honduras und Guatemala. Der Fahrer des Lastwagens ergriff nach dem Unfall die Flucht.

Rettungskräfte und Krankenwagen waren nach dem Unfall am Donnerstag schnell am Unglücksort nahe Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas. Auch Einwohner aus der Umgebung eilten sofort zu der Unfallstelle. “Du darfst nicht einschlafen, schließ’ nicht Deine Augen”, habe ein überlebender Migrant einen auf der Straße liegenden Schwerverletzten angefleht, berichtete Sabina López der Nachrichtenagentur AFP. “Es war schrecklich, all das Wehklagen zu hören.” 

Auch Isaías Díaz, der 15 Minuten nach dem Unfall vor Ort war, stand unter Schock: “Das Schreien, der Schmerz, die Verzweiflung – es war eine grausame Atmosphäre.”

In der Nähe des Unfallortes sah ein AFP-Korrespondent viele Leichen unter weißen Laken aufgereiht. Krankenwagen rasten hin und her, die zahlreichen Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser in der Region gebracht. Einsatzkräfte untersuchten den Lastwagen, der völlig zerstört war. Der Lkw sei gegen eine Wand geprallt und habe sich überschlagen, berichtete López. Der Unfall sei so heftig gewesen, dass der Lastwagen auseinandergebrochen sei und das Containerdach abgerissen wurde.

Der Transport in Lastwagen ist eine der üblichen Methoden von Schleppern, um Migranten ohne Papiere in die USA zu bringen. Andere Flüchtlinge schließen sich zusammen und legen einen großen Teil der langen Strecke zu Fuß zurück. Dabei sind sie sowohl dem extremen Klima in vielen Regionen Mexikos sowie der Gewalt organisierter Verbrecherkartelle ausgesetzt.

“Wir brauchen Migrationsalternativen und legale Wege, um Tragödien wie diese zu verhindern”, erklärte die mexikanische Zweigstelle des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge. 

Der Andrang von Migranten ohne Papiere, die häufig vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern fliehen, hat sich im traditionellen Transitland Mexiko in den vergangenen Monaten vervielfacht. Viele hatten die Hoffnung, dass in ihrem Zielland USA der demokratische Präsident Joe Biden eine offenere Einwanderungspolitik verfolgen würde als sein Vorgänger Donald Trump. 

Das Unglück ereignete sich nun aber genau an dem Tag, an dem die ersten beiden Migranten im Rahmen eines reaktivierten Programms zur Rückführung von Asylbewerbern aus den USA nach Mexiko abgeschoben wurden. 

Das zu Zeiten Trumps eingeführte Programm mit dem Titel “Quédate en México” (Bleibe in Mexiko) sieht vor, dass Asylbewerber im südlichen Nachbarland auf die Entscheidung der US-Behörden über eine Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus warten müssen. Biden hatte das Programm ausgesetzt, doch nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA wurde es reaktiviert. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) forderte, dieses “unmenschliche und gegen das Völkerrecht verstoßende” Programm “so schnell wie möglich und endgültig” zu beenden.

Zwischen Oktober 2020 und September dieses Jahres registrierten die USA 1,7 Millionen illegal aus Mexiko ins Land gekommene Menschen – ein historischer Rekord.

Quelle: AFP

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