Auch nach der Corona-Pandemie sollen Beschäftigte in Deutschland “gelegentlich oder häufiger” im Homeoffice oder auch anderswo arbeiten können. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte einen Rechtsanspruch für die Beschäftigen an, mit dem Arbeitgeber konkret über ihren Homeoffice-Wunsch zu sprechen – “einen sogenannten Erörterungsanspruch”. Die Erfahrungen der Firmen mit dem Homeoffice sind einer aktuellen Umfrage zufolge überwiegend gut.
Heil sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) vom Freitag: “Mit der neuen Bundesregierung werden wir den Menschen den Rücken stärken, die auch nach Corona gelegentlich oder häufiger mobil arbeiten wollen.” Nehme ein Arbeitgeber keine Stellung zum Homeoffice-Wunsch, dann werde dieser zum Anspruch, erläuterte er seine Pläne.
Der Arbeitgeber könne einen Homeoffice-Wunsch aus betrieblichen Gründen ablehnen – “aber eben nicht willkürlich, sondern mit einer plausiblen Begründung”, betonte der SPD-Politiker. “Wir erleben ja gerade, in wie vielen Berufen mobiles Arbeiten möglich ist.”
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesarbeitsagentur veröffentlichte eine repräsentative Unternehmensumfrage von Anfang November zum Thema Homeoffice: 60 Prozent der Firmen mit mindestens einem Beschäftigten im Homeoffice gaben an, dass dies keine Auswirkung auf die Produktivität habe. 22 Prozent bewerteten die Auswirkungen auf die Produktivität sogar als positiv. Nur 13 Prozent erklärten demnach, die Produktivität habe sich verschlechtert.
In einer vorherigen Befragung im Juli sagten trotzdem zwei Drittel der Unternehmen, sie wollten das Homeoffice-Angebot nach der Pandemie wieder auf das Vorkrisenniveau zurückbringen. Eine mögliche Erklärung hierfür seien die Auswirkungen auf die innerbetriebliche Kommunikation, erklärte das IAB: 70 Prozent der Großbetriebe mit 250 und mehr Beschäftigten gaben an, die Ausweitung des Homeoffice-Angebots habe den Austausch zwischen den Beschäftigten beeinträchtigt. Bei Kleinstbetrieben mit unter zehn Beschäftigten trifft das den Angaben zufolge nur auf knapp 30 Prozent zu.
Auch bei der Kommunikation zwischen Beschäftigten und Führungskräften und bei der Anleitung und Einarbeitung von neuen Beschäftigten ist Homeoffice laut Umfrage nicht gut, vor allem Großbetriebe gaben das an. “Dies zeigt, dass Betriebe persönliche Interaktionen vor Ort als wichtigen Bestandteil der Arbeit einschätzen, die sich nicht eins zu eins durch virtuelle Kommunikation ersetzen lassen, vor allem bei neu eingestellten Beschäftigten”, erläuterte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. Für größere Betriebe sei das wichtiger als in Kleinstbetrieben.
Bundesarbeitsminister Heil kündigte in den RND-Zeitungen außerdem die Einführung von Bildungszeiten und Bildungsteilzeiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an. Betroffene sollen finanzielle Unterstützung in Höhe des Arbeitslosengeldes erhalten: “Wer eine Vereinbarung mit seinem Arbeitgeber darüber trifft, dass er sich weiterbildet, wird dann auch die Zeit und das Geld haben, das zu tun.”
Konkret geplant ist laut Heil: “Wer bis zu einem Jahr eine Bildungszeit nimmt, bekommt in diesem Zeitraum von der Bundesagentur für Arbeit eine Unterstützung in Höhe des Arbeitslosengeldes. Möglich ist auch eine Bildungsteilzeit von bis zu zwei Jahren.” Das Recht auf Bildungszeit könne im Lauf des Berufslebens immer wieder in Anspruch genommen werden, betonte der SPD-Politiker.
Quelle: AFP