Der Chef der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat die Beschlüsse des Bund-Länder-Treffens als unzureichend kritisiert. “Um das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen, wären aus unserer Sicht noch weitergehende Maßnahmen notwendig”, sagte Reinhardt der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ, Freitag). “Für Geimpfte und Genesene sollte bundesweit und obligatorisch in Bars, Restaurants sowie für Sportaktivitäten und Kulturveranstaltungen in Innenräumen die 2G-Plus-Regelung gelten, also geimpft, genesen und getestet.”
Vor allem müsse die Einhaltung der Zutrittsvoraussetzungen strikt kontrolliert und deren Missachtung verbindlich sanktioniert werden, forderte Reinhardt laut NOZ. Die Corona-Lage sei weiter sehr kritisch. “In der gegenwärtigen Lage kann man nicht ausschließen, dass die hohe Zahl positiver Corona-Nachweise das Erfassungs- und Meldesystem ans Limit bringt”, sagte Reinhardt der Zeitung.
Er sehe deshalb trotz des leichten Rückgangs der Inzidenz keinen Grund zur Entspannung – “Zumal die Spitzenbelastung der Intensivstationen mit zeitlicher Verzögerung für Ende Dezember bis Mitte Januar erwartet wird”, sagte Reinhardt der NOZ. “Wir müssen also jetzt gegensteuern, und da ist ein Lockdown für Ungeimpfte leider unvermeidbar.”
Den Beschluss zur schnellstmöglichen Einführung einer Impfpflicht begrüßte der Ärztepräsident: “Wir hätten alle lieber auf eine allgemeine Impfpflicht verzichtet. Mittlerweile sehen wir aber, dass sie das einzige Mittel ist, um aus der Lockdown-Endlosschleife herauszukommen.”
Als Reaktion auf die hohen Corona-Infektionszahlen haben die Spitzen von Bund und Ländern am Donnerstag einen de facto Lockdown für Ungeimpfte verhängt: Viele Bereiche des öffentlichen Lebens sollen ihnen bundesweit vorerst verschlossen bleiben, wie die Spitzen von Bund und Ländern am Donnerstag beschlossen. Bei privaten Treffen unterliegen Ungeimpfte zudem strengen Kontaktbeschränkungen. Doch auch auf Geimpfte und Genesene kommen Einschränkungen zu, wenn auch in weit geringerem Ausmaß. Bund und Länder sprachen sich auch für die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht aus.
Quelle: AFP