Angesichts der Ausbreitung der neuen Omikron-Variante intensivieren Länder in aller Welt ihre Schutzmaßnahmen gegen Corona. Während in Deutschland über eine allgemeine Corona-Impfpflicht diskutiert wird, bestellte Großbritannien 114 Millionen weitere Dosen Corona-Impfstoffe. Die USA verschärfen ab kommender Woche die Corona-Testpflicht für Einreisende. Die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC rechnet damit, dass Omikron in ein paar Monaten zur vorherrschenden Corona-Variante in Europa werden dürfte.
“Auf Grundlage der mathematischen Modellrechnungen der ECDC gibt es Hinweise, dass Omikron binnen weniger Monate mehr als die Hälfte aller Sars-CoV-2-Infektionen in der EU/im Europäischen Wirtschaftsraum verursachen könnte”, heißt es in einem Bericht der EU-Behörde zur Einschätzung der Bedrohungslage.
Südafrikanische Wissenschaftler hatten die neue Corona-Variante vor einer Woche erstmals nachgewiesen. Sie weist im Vergleich zum bisher gängigen Coronavirus 32 Mutationen auf, so dass zu befürchten ist, dass sie leichter übertragbar ist. Derzeit herrscht die Delta-Variante in Europa vor.
Die britische Regierung bestellte im Kampf gegen Corona 60 Millionen zusätzliche Dosen des Moderna-Impfstoffs und 54 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer, wie Gesundheitsminister Sajid Javid am Mittwochabend mitteilte. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, allen Erwachsenen innerhalb von zwei Monaten eine dritte Impfdosis zu verabreichen.
Zudem erteilte die britische Arzneimittelbehörde (MHRA) einer Corona-Therapie mit sogenannten monoklonalen Antikörpern eine Zulassung für Risikopatienten. Das Medikament Sotrovimab, das der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) zusammen mit dem kalifornischen Unternehmen Vir Biotechnology entwickelt hat, ist nachvorläufigen Herstellerangaben auch gegen die neue Omikron-Variante wirksam.
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA kündigte derweil eine beschleunigte Prüfung einer Zulassung des Corona-Impfstoffs von Valneva an. Wann eine Entscheidung über den Totimpfstoff des französisch-österreichischen Biotechnologie-Unternehmens falle, sei noch offen.
In den USA sollen kommende Woche verschärfte Einreisebedingungen in Kraft treten. Wie ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung mitteilte, will Präsident Joe Biden verkünden, dass Reisende dann einen negativen Corona-Test vorlegen müssen, der höchstens einen Tag alt ist. Bislang durfte der Test bei Geimpften bis zu drei Tage alt sein. Die Neuregelung gilt den Angaben zufolge sowohl für Bürger der USA als auch für Ausländer und unabhängig vom Impfstatus.
Das WHO-Regionalbüro Afrika wies derweil darauf hin, dass nach seiner vorläufigen Einschätzung eine überstandene Corona-Infektion nicht vor einer Infektion mit der neuen Omikron-Variante schützt. Die Frage werde weiter erforscht, sagte die Infektiologin Anne von Gottberg von Südafrikas Nationalem Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) bei einer Pressekonferenz des WHO-Regionalbüros Afrika.
Erste Beobachtungen sprechen der Expertin zufolge aber dafür, dass schon einmal Infizierte durch Omikron erneut an Covid-19 erkranken könnten. Dann fielen die Symptome aber offenbar oft weniger schwer aus. Die vorhandenen Corona-Impfstoffe dürften laut von Gottberg weiter gegen schwere Erkrankungen schützen.
Mittlerweile wurde die Omikron-Variante nach WHO-Angaben bereits in mehr als 20 Ländern nachgewiesen, darunter Deutschland. Am Donnerstag meldete Indien die ersten zwei Omikron-Fälle.
Das Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten der Afrikanischen Union (Africa CDC) betonte, es gebe “keinen Grund zur Panik”. “Wir stehen nicht ohne Schutz da”, sagte Africa-CDC-Chef John Nkengasong bei einer Pressekonferenz.
Zwar sei auch die AU beunruhigt über die Omikron-Variante, sie glaube aber “nicht, dass die Lage nicht beherrscht werden kann”. Seine Behörde bereite sich schon “seit langem” auf das Auftreten einer neuen Corona-Variante vor, hob Nkengasong hervor.
Die Impfquote in Afrika ist allerdings sehr niedrig, nur sieben Prozent der 1,2 Milliarden Einwohner sind vollständig gegen Corona geimpft. Dies ist insbesondere auf die unzureichende Versorgung des Kontinents mit Impfstoffen sowie auf eine vielerorts ausgeprägte Impfskepsis zurückzuführen.
Quelle: AFP