Nach dem Tod von 51 Bergarbeitern und Rettungskräften bei dem schwersten Minenunglück seit über einem Jahrzehnt hat in der sibirischen Region Keremowa am Freitag eine dreitägige Trauer begonnen. Nach dem Unglück am Donnerstagmorgen waren die Behörden zunächst von 52 Todesopfern ausgegangen, doch einer der totgeglaubten Retter wurde am Freitag lebend aufgefunden.
Insgesamt befanden sich laut den Behörden zum Zeitpunkt des Unglücks 285 Menschen in der Listwjaschnaja-Mine, von denen ein Großteil gerettet werden konnte. Bei dem Versuch, 46 noch in hunderten Metern Tiefe eingeschlossene Bergleute zu retten, kamen nach neusten Angaben fünf Rettungskräfte ums Leben – einer der vermissten Retter hatte laut dem Katastrophenschutzministerium überlebt und es nach einer Nacht unter Trümmern von alleine an die Oberfläche zurück geschafft.
Der 51-jährige Familienvater wurde demnach mit einer Kohlenmonoxidvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Katastrophenschutzminister Sergej Tschuprijan sprach von einem “Wunder”. Die fünf Kollegen des 51-Jährigen sollen nach seinen Angaben posthum mit der Tapferkeitsmedaille geehrt werden.
Ursache des Unglücks war jüngsten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zufolge eine Methangasexplosion in der Listwjaschnaja-Mine. Die Behörden nahmen noch am selben Tag strafrechtliche Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verletzung der Sicherheitsbestimmungen auf, führende Manager der in der Nähe des Dorfs Gramoteino gelegenen Mine wurden festgenommen, darunter der Bergwerksdirektor und sein Stellvertreter. Am Freitag weiteten die Behörden ihre Ermittlungen gegen zwei Beamte der für Industrieanlagen zuständigen Kontrollbehörde Rostechnadsor wegen Verdachts der “Fahrlässigkeit” aus.
Die Listwjaschnaja-Mine wurde 1956 zu Sowjetzeiten in Betrieb genommen. Besitzer ist das Unternehmen SDS-Ugol, einer der größten Kohleproduzenten Russlands. In dem Bergwerk waren bereits im Jahr 2004 bei einer Methangasexplosion 13 Menschen ums Leben gekommen. 1981 starben dort nach russischen Medienberichten ebenfalls bei einer Explosion fünf Menschen. Bei einem der schlimmsten Bergwerksunglücke in Sibirien waren 2007 bei einer Methangasexplosion in der Uljanowskaja-Mine 110 Menschen umgekommen.
Quelle: AFP