Bei dem schweren Bergwerksunglück in Sibirien sind mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen. Wie die Behörden am Donnerstag mitteilten, stieg die Zahl der Todesopfer weiter. Neben elf Bergleuten seien auch drei Rettungskräfte getötet worden, dutzende weitere Menschen würden noch vermisst. Wegen Explosionsgefahr mussten die Such- und Rettungsteams ihre Arbeit am Nachmittag (Ortszeit) unterbrechen.
Wie die örtlichen Behörden mitteilten, kamen drei Rettungskräfte bei der Suchaktion ums Leben, drei weitere wurden demnach vermisst. Für 35 vermisste Bergleute schwinde indessen die Hoffnung, lebend geborgen zu werden, sagte ein Behördenvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Der Gouverneur der Region Kemerowo, Sergej Ziwilew, rief eine dreitägige offizielle Trauer für die Region aus.
Berichten der Ermittler in Kemerowo zufolge hatte sich gegen 08.35 Uhr (Ortszeit; 02.35 MEZ) Rauch in der Mine ausgebreitet. Einige Bergleute erlitten demnach Rauchvergiftungen. In einem Lüftungsschacht der Mine sei Staub in Brand geraten, sagte ein Vertreter der Rettungsdienste später der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
Insgesamt befanden sich laut dem Gouverneur zum Zeitpunkt des Unglücks 285 Menschen in der Mine, von denen ein Großteil gerettet werden konnte. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums konnten 237 Bergarbeiter gerettet werden. Rund 40 von ihnen würden im Krankenhaus behandelt, darunter vier in lebensbedrohlichem Zustand.
Den örtlichen Behörden zufolge entsandte das Katastrophenschutzministerium 19 Spezial-Rettungsteams zu der Unglücksmine. Diese versuchten stundenlang, in den entlegensten Stollen zu gelangen, wo sie die vermissten Bergarbeiter vermuteten.
Wegen einer gefährlichen Methankonzentration in der Mine und der drohenden Explosionsgefahr wurde die Arbeit der Teams aber am Nachmittag unterbrochen. Ziwilew kündigte an, dass die Such- und Rettungsmaßnahmen wieder aufgenommen würden, sobald die Methankonzentration auf ein sicheres Maß gesunken sei.
Vor dem Bergwerk versammelten sich unterdessen Freunde und Angehörige der vermissten Bergleute. Niemand aber wollte mit den Medien sprechen. Präsident Wladimir Putin sprach von einer “großen Tragödie”. “Hoffen wir, dass so viele Menschen wie möglich gerettet werden können”, sagte Putin im Fernsehen, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass “selbst für die Retter Gefahr besteht”. Das örtliche Ermittlungskomitee nahm Untersuchungen wegen möglicher Verstöße gegen die Sicherheitsbestimmungen auf.
Die Listwjaschnaja-Mine wurde 1956 zu Sowjetzeiten in Betrieb genommen. Besitzer ist das Unternehmen SDS-Ugol, einer der größten Kohleproduzenten Russlands. In dem Bergwerk waren bereits im Jahr 2004 bei einer Methan-Explosion 13 Menschen ums Leben gekommen. 1981 starben dort nach russischen Medienberichten ebenfalls bei einer Explosion fünf Menschen.
Unfälle im Bergbau sind in Russland und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion keine Seltenheit. Oftmals stammt die Ausrüstung noch aus der Sowjet-Ära, zudem sind die Sicherheitsstandards unzureichend, und die Arbeitsbedingungen werden nur selten kontrolliert.
Quelle: AFP