Im Prozess um den Tod des schwarzen Joggers Ahmaud Arbery im US-Bundesstaat Georgia sind die drei weißen Angeklagten wegen Mordes verurteilt worden. Die Geschworenen befanden den 35-jährigen Todesschützen Travis McMichael, seinen Vater Gregory McMichael und ihren Nachbarn William Bryan am Mittwoch des Mordes und weiterer Anklagepunkte schuldig, wie der Richter verkündete. Den drei Männern droht jetzt lebenslange Haft. Das genaue Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.
Nach den Schuldsprüchen brach vor dem Gerichtsgebäude der Stadt Brunswick, vor dem sich Anti-Rassismus-Demonstranten versammelt hatten, Jubel aus. Die Menschen riefen: “Sagt seinen Namen – Ahmaud Arbery.”
“Es war ein harter Kampf”, sagte Arberys Mutter Wanda Cooper-Jones vor dem Gerichtsgebäude. Der bekannte Bürgerrechtsaktivist Al Sharpton sagte, die Schuldsprüche würden zeigen, dass “das Leben von Schwarzen zählt”. Black Lives Matter – Das Leben von Schwarzen zählt – ist das Motto von Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA.
Arberys in einem Video festgehaltener Tod hatte im vergangenen Jahr für Empörung und Schlagzeilen gesorgt. Die nun verurteilten Männer hatten den Afroamerikaner am 23. Februar 2020 in einem Vorort von Brunswick mit zwei Autos verfolgt und nach einem Handgemenge erschossen. Sie hatten den 25-jährigen Jogger nach eigenen Angaben für einen Einbrecher gehalten und beriefen sich auf ein damals in Georgia geltendes Gesetz, das Bürgern die Festnahme von Verdächtigen erlaubte.
Ein von Bryan aufgenommenes Video zeigt, wie die McMichaels dem rennenden Arbery mit ihrem Pickup den Weg versperren. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen dem mit einem Gewehr bewaffneten Travis McMichael und Arbery. Der Afroamerikaner geht dann von mehreren Schüssen getroffen zu Boden. Travis McMichael beteuerte später vor Gericht, er habe in Selbstverteidigung gehandelt, weil Arbery ihn angegriffen habe.
Der Fall war politisch aufgeladen: Arberys Tod führte – zusammen insbesondere mit dem Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis – zu den landesweiten Anti-Rassismus-Protesten, die die USA im Sommer 2020 in Atem hielten. Für Empörung sorgte, dass die Justiz erst gegen die drei weißen Männer aktiv wurde, als das Video von dem Vorfall Monate später publik wurde. Zuletzt gab es dann Kritik daran, dass in der zwölfköpfigen Jury nur ein schwarzer Geschworener saß.
Die Geschworenen nahmen am Dienstag ihre Beratungen auf. Sie fällten die Schuldsprüche nun nach knapp zwölfstündigen Beratungen.
Der Prozess endete damit wenige Tage nach dem umstrittenen Freispruch für den 18-jährigen Kyle Rittenhouse in Kenosha im Bundesstaat Wisconsin. Rittenhouse, der im August 2020 am Rande von Anti-Rassismus-Protesten zwei Demonstranten erschossen und einen dritten schwer verletzt hatte, war am Freitag in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Seine Anwälte hatten vor Gericht erfolgreich auf Selbstverteidigung plädiert.
Quelle: AFP