Weihnachtsmärkte werden abgesagt, Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen und Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte in Corona-Hotspots eingeführt: Angesichts rasant steigender Infektionszahlen fährt Sachsen große Teile des öffentlichen Lebens herunter. “Die Situation ist hochdramatisch”, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Freita in Dresden. 2G- oder 2G-Plus-Regeln allein reichten nicht mehr aus, nötig sei jetzt ein “Wellenbrecher”.
Was Sachsen erlebe, werde in vielen Teilen Deutschlands in den kommenden Wochen und Monaten eintreten. Grundsätzlich müssten die Geimpften weniger Einschränkungen hinnehmen, aber auch diese Menschen müssten mit Beschränkungen leben. “Wir brauchen zur Bekämpfung der Pandemie mehr Wir und weniger Ich”, betonte Kretschmer. “Hier geht es ganz klar um Solidarität.”
Die Maßnahmen seien “kein Lockdown”, betonte Kretschmer. Es sei aber “zwingend”, dass die Maßnahmen nun durchgesetzt würden. Die niedrige Impfquote sei der eigentliche Grund für diese Situation. “Wir sind hier alle in einem Boot, und wir sind alle in einer kollektiven Mithaftung.”
Die von den Koalitionsparteien CDU, SPD und Grüne beschlossene Strategie sieht neben der Absage der Weihnachtsmärkte auch die Streichung aller anderen Großveranstaltungen wie Messen vor. Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Diskotheken, Klubs und Bars werden geschlossen, wie Landessozialministerin Petra Köpping (SPD) sagte. Auch Sport findet bis auf Ausnahmen nicht statt – Vereinssport für Kinder bis 16 Jahre bleibt aber möglich.
Für Ungeimpfte in den sächsischen Corona-Hotspots mit einer Inzidenz von über tausend gilt ab Montag eine nächtliche Ausgangsbeschränkung zwischen 22.00 Uhr und 06.00 Uhr. Derzeit betrifft dies nach Angaben Köppings drei Landkreise. Die Wohnung darf dort nur aus triftigem Grund wie etwa für die Arbeit verlassen werden.
Zudem ist jeglicher Alkoholausschank untersagt. Der Tourismus wird heruntergefahren – Urlauber können vorerst nicht mehr in sächsischen Hotels und Ferienwohnungen übernachten. Die Schulen und Kindergärten sollen offen bleiben. Die Schulbesuchspflicht wird ausgesetzt, Kinder können damit vom Präsenzunterricht abgemeldet werden.
Nachdem in Sachsen die sogenannte Corona-Überlastungsstufe der Krankenhausbelegung erreicht war, hatte das Kabinett bereits zuvor strengere Regelungen angekündigt. So gibt es neue Kontaktbeschränkungen. Haushalte dürfen sich nur noch mit einem weiteren Erwachsenen treffen, wenn dieser nicht geimpft ist. Außerdem gilt im Handel die 2G-Regelung – Zutritt haben nur noch Geimpfte und Genesene. Davon ausgenommen sind Supermärkte, Drogerien, Apotheken und andere Einrichtungen der Grundversorgung.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen lag lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zuletzt bei knapp 594 und damit bundesweit mit am höchsten. Gleichzeitig ist die Impfquote mit knapp 58 Prozent bei den Zweiimpfungen bundesweit am niedrigsten.
Quelle: AFP