Nach der erneuten Senkung des Leitzinses ist die türkische Lira auf ein Rekordtief gefallen. Trotz der anhaltend hohen Inflation und einer schwachen Lira senkte die türkische Zentralbank am Donnerstag auf Druck von Präsident Recep Tayyip Erdogan den Leitzins weiter – von 16 auf 15 Prozent. Der Kurs der Lira fiel auf ein Allzeittief von 11,30 Lira für einen Dollar, erholte sich im Laufe des Tages dann aber etwas.
Es war die dritte Leitzinssenkung in weniger als zwei Monaten. Die Zentralbank folgt damit dem Wunsch Erdogans. Er ist der Meinung, hohe Leitzinsen würden die Inflation eher anheizen und lehnt sie zudem deshalb ab, weil sie seiner Meinung nach das Wachstum bremsen. Er möchte über niedrige Zinsen Kredite und Investitionen ankurbeln – und durch ein starkes Wirtschaftswachstum 2023 als Präsident womöglich wiedergewählt werden.
Nach herrschender Ökonomenlehre dagegen sind die Leitzinsen ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die hohe Inflation: Zentralbanken erhöhen dann in der Regel den Leitzins, den die Banken meist an ihre Kunden weitergeben. Die beabsichtigte Folge: Die Zahl der Kreditvergaben und damit die Geldmenge im Umlauf sinkt. Die Türkei ächzt derzeit unter einem hohen Preisanstieg – zuletzt erreichte die Inflation offiziell rund 20 Prozent und gehört damit zu den höchsten weltweit. Die Lebenshaltungskosten für einen Großteil der Bevölkerung sind kaum noch tragbar.
Der Kurs der türkischen Lira gegenüber dem Dollar sank – für einen Dollar waren kurz nach dem Leitzinsentscheid 11,30 Lira nötig. Anfang September hatte ein Dollar noch bei 8,3 türkischen Lira gelegen. Die Lira hat seit Beginn des Jahres rund 30 Prozent ihres Wertes gegenüber der US-Währung verloren.
Analyst Timothy Ash von Bluebay Asset Management nannte die Entscheidung der Notenbank “lächerlich”. Sie sei “wirklich gefährlich für die Lira und für die Türkei”.
Quelle: AFP