Steinmeier in New York für Engagement für jüdisches Leben ausgezeichnet

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist am Donnerstag in New York für seine Verdienste um die Förderung jüdischen Lebens in Deutschland mit der Leo-Baeck-Medaille geehrt worden. “Ich empfinde diese Auszeichnung als große Ehre. Sie erfüllt mich mit tiefer Demut”, sagte Steinmeier in seiner Dankesrede. Er würdigte das “Wunder der Versöhnung”, welches Deutschland nach dem Holocaust zuteil geworden sei, verwies aber zugleich auf die Gefahren durch zunehmenden Antisemitismus in Deutschland.

Die nach dem liberalen deutschen Rabbiner Leo Baeck benannte Medaille wird seit dem Jahr 1978 an Menschen vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-jüdische Aussöhnung verdient gemacht haben.

Steinmeier würdigte Leo Baeck in seiner Dankesrede als “Versöhner zwischen den Religionen und Kulturen, zwischen Christen und Juden in Deutschland”. Er habe dessen bittere Analyse nach der Schoa, wonach die Epoche der Juden in Deutschland für immer beendet sei, immer als Verpflichtung verstanden, “dazu beizutragen, dass es über alle Abgründe hinweg einen neuen Anfang geben kann, ein neues jüdisches Leben in Deutschland”.

Der Bundespräsident sagte, er widme seine Auszeichnung all den Menschen, die ihm und Deutschland die Hand gereicht hätten – Jüdinnen und Juden, Überlebenden der Shoah und ihren Nachfahren. “Für mich, für uns Deutsche ist die Versöhnung ein unendlich kostbares Geschenk”, sagte Steinmeier. “Aber es bleibt zerbrechlich, es bleibt antastbar, und es wird angetastet, Tag für Tag.” 

Ausgerechnet in Deutschland zeige sich “das Böse des Antisemitismus in den letzten Jahren wieder viel offener, viel unverhohlener”. Dies schmerze und beschäme ihn “und es macht mich zornig”, sagte Steinmeier. Er verwies auf judenfeindliche Angriffe wie den Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 und forderte einen entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus.

“Unsere Verantwortung vor der Geschichte ist Teil unserer Identität”, mahnte das deutsche Staatsoberhaupt. Diese kenne keinen Schlussstrich und keine Relativierung. “Wir dürfen in Deutschland keinen Antisemitismus dulden!” Dafür werde er weiter kämpfen, “als Staatsoberhaupt dieses Landes und als Mensch”. Es sei seine tiefe Überzeugung: “Nur wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder vollkommen zu Hause sind, sich vollkommen sicher fühlen, nur dann ist Deutschland ganz bei sich.”

Die Laudatio auf Steinmeier hielt der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Stephen Lauder. Am Donnerstagvormittag hatte Steinmeier in New York die Gedenkstätte in Erinnerung an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2011 und das angeschlossene Museum besucht. Begleitet wurde der Bundespräsident bei der Reise von seiner Ehefrau Elke Büdenbender.

Quelle: AFP

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