Foodwatch nominiert Kandidaten für die "dreisteste Werbelüge des Jahres"

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Grüne Kaffeekapseln, klimaneutrales Mineralwasser, plastikfreier Proteinriegel: Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat in diesem Jahr für ihren Negativpreis Goldener Windbeutel vor allem Produkte nominiert, die mit Klima- und Umweltfreundlichkeit werben – diese Versprechen laut den Verbraucherschützern aber nicht einhalten. Ab sofort können Verbraucher auf goldener-windbeutel.de aus fünf Kandidaten die “dreisteste Werbelüge des Jahres” wählen. Die Abstimmung läuft bis zum 12. Dezember.

Foodwatch nominierte unter anderem das Volvic-Mineralwasser von Danone: Auf der Flasche stehe “klimaneutral zertifiziert” – allerdings würden die Flaschen größtenteils per Lkw aus Frankreich nach Deutschland transportiert. Einweg-Plastik-Flaschen schadeten der Umwelt zudem stärker als Mehrwegflaschen. Am klimafreundlichsten sei Leitungswasser.

Danone erklärte: “Wir verwenden für Volvic die ökologisch sinnvollste Verpackung, eine zu 100 Prozent recycelbare PET-Einwegpfandflasche, die zu 100 Prozent aus Altplastik besteht.” Für den deutschen Markt werde Volvic mit dem Zug oder dem Lkw transportiert, “nie mit dem Schiff oder Flugzeug”. Außerdem reduziere das Unternehmen kontinuierlich seine CO2-Emissionen und kompensiere Restemissionen.

Kandidat Nummer zwei sind die als “Green Caps” verkauften Mövenpick-Kaffeekapseln der Rösterei J.J. Darboven. Laut Werbung sind sie kompostierbar und biologisch abbaubar – das jedoch stimme nicht, kritisierte Foodwatch. Demnach können 95 Prozent der abfallverarbeitenden Unternehmen in Deutschland kein “kompostierbares” Plastik verwerten, stattdessen werde es vor der Kompostierung heraussortiert und verbrannt. Foodwatch sprach auch angesichts der Aufmachung des Produkts von “Greenwashing”.

Darboven erklärte gegenüber “Spiegel Online”, die “aktuelle Situation der Entsorgungswege” sei unbefriedigend. Das Unternehmen arbeite an einer “anderen Lösung” für das erste Halbjahr 2022. 

Ebenfalls auf der “Windbeutel”-Liste steht ein Proteinriegel der Fitness-Influencerin Pamela Reif, die mit einer plastikfreien und biologisch abbaubaren Verpackung wirbt. Jedoch sei der Riegel in eine Plastik-Folie gepackt, “die weder kompostiert noch recycelt wird, sondern als Plastikmüll in der Müllverbrennung landet”, erklärte Foodwatch. Das Team von Reif erklärte, die Abfallwirtschaft liefere derzeit noch nicht die nötigen Bedingungen, damit die Verpackungsfolie des Riegels richtig kompostiert werden könne. 

Den Goldenen Windbeutel erhalten könnte außerdem das Hähnchen-Brustfilet der Rewe-Marke Wilhelm Brandenburg, das ein “klimaneutral”-Logo trägt. Fleisch sei aber alles andere als ein klimafreundliches Lebensmittel. Rewe unterstützt zum Ausgleich Waldschutzprojekte in Peru, Recherchen hätten allerdings ergeben, dass der Wald dort gar nicht geschützt werde, monierte Foodwatch. Rewe verwies darauf, erst seit 2021 mit dem Zertifizierungsunternehmen zu kooperieren und nicht bereits in dem von Foodwatch genannten Zeitraum.

Nominiert für den “Goldenen Windbeutel” sind schließlich die Wunderland Fruchtgummis von Katjes – hier kritisiert Foodwatch, dass sie einen Zuckeranteil von 60 Prozent hätten, dieser jedoch “verschleiert” werde. Durch zugesetzte Vitamine werde für “besseres Naschen” geworben, das komme einer Verleitung zum Süßigkeitenkonsum nahe. Katjes äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.

Foodwatch forderte eine klare Regulierung von “nachhaltigen” Werbeversprechen. Mit dem Bedürfnis von Verbrauchern nach mehr Nachhaltigkeit wolle die Lebensmittelindustrie “Kasse machen”. Klima- und Umweltwerbung auf unökologischen Produkten müsse gestoppt werden.

Quelle: AFP

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