Viel Arbeit, wenig Lohn, kaum Freizeit: Das ist nach Einschätzung des Umweltverbands BUND “trauriger Alltag” in vielen Landwirtschaftsbetrieben. Vor diesem Hintergrund forderte der BUND am Dienstag anlässlich der Vorstellung einer Studie faire Preise für Erzeugerinnen und Erzeuger von Agrar- und Gartenbauprodukten. Denn diese seien derzeit oft nicht kostendeckend – das aber sei entscheidend für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Die Studie wurde im Auftrag des BUND vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft erstellt. Demnach wird am Beispiel von Milch, Eiern und Hühnerfleisch sichtbar, dass die Erzeuger nicht nur ihre Kosten oft nicht decken können, sondern zum Teil auch abhängig von Fördermitteln aus der gemeinsamen EU-Agrarpolitik sind. Bei der Milch sei die Schere zwischen Kosten und Leistung mit minus 2,58 Cent pro Kilogramm am größten. Auch im Gartenbau gebe es eine “Diskrepanz zwischen Kosten und Preisen”.
Es sei aber wichtig, dass Agrarbetriebe Umwelt und Klima schützen, erklärte der BUND. “Doch wer von wirtschaftlichen Sorgen gequält wird, hat wenig Kapazitäten, weitere gesellschaftliche Leistungen zu erbringen.” Der Druck auf die Höfe werde zudem durch sinkende EU-Prämien erhöht. Nötig seien also von der Politik gesetzte Rahmenbedingungen für faire Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Fair seien Erzeugerpreise aber nur dann, wenn damit die Kosten gedeckt und zusätzlich faire Löhne gezahlt werden könnten, erklärte der BUND.
Der Verband schlug einen Mix aus Instrumenten des Ordnungsrechts, der Marktregulierung und der Verbraucherinformation vor. So seien freiwillige Selbstverpflichtungen von Handelsfirmen denkbar, genauso wie eine Tierwohlabgabe.
In einer sozialen Marktwirtschaft müsse die Politik zur Not intervenieren, wenn der Markt versage, erklärte die Studienautorin Ann-Cathrin Beermann. “Dazu gehören unter anderem Maßnahmen zur Verhinderung von Monopolbildung.” Außerdem müsse die Landwirtschaft ihre bisher verfolgte Exportstrategie überdenken. “Die Hoffnung, die Produktion zu steigern und die auf dem nationalen Markt überschüssige Ware global für einen guten Preis vertreiben zu können, hat sich in der Praxis bei vielen Produkten nicht bewahrheitet.”
Quelle: AFP